Stiftskirche Stiftskirche St. Mauritius und St. Viktor Bassum (Niedersachsen)
Stiftskirche Stiftskirche St. Mauritius und St. Viktor Bassum (Niedersachsen)

Von weißer Fläche zu originaler Ausmalung

Restaurierungen im südlichen Kirchenschiff der Stiftskirche Bassum abgeschlossen

St. Mauritius und St. Viktor steht in Bassum im niedersächsischen Kreis Diepholz. Im 13. Jhd. wurde  das Gotteshaus aus Backsteinen als Stiftskirche für das Frauenstift erbaut. In den 1960er Jahren erfolgte eine Renovierung – dabei wurden Wand- und Gewölbeflächen weiß übermalt. Jetzt wurden die Ausmalungen wieder hergestellt.

Wuchtige Kreuz- und mächtige Vierungspfeiler prägen den Innenraum der Stiftskirche. Von der ursprünglichen mittelalterlichen Ausstattung ist heute leider fast nichts mehr vorhanden, das älteste Stück ist ein Reliquienschrein des Heiligen Viktor um 1250. Man schrieb das Jahr 1865, als die dreischiffige Hallenkirche bei einem Brand beschädigt wurde. Unter Conrad Wilhelm Hase setzte man das nördliche Querhaus ein  Jahr später wieder instand, das südliche wurde vollständig erneuert. Dabei ließ er die Gewölbe und Wände vollflächig und sehr detailliert ausgemalt. Die Gestaltung wurde teilweise durch Schwarzweiß Fotografien dokumentiert – ein Glücksfall.

Bereits 2010 und 2011 wurde die historische Ausmalung nach Hase im Querhaus rekonstruiert, nun ging es an die Konservierung und Restaurierung anhand von Primärdokumenten sowie die Rekonstruktion der Hase-Gestaltung im südlichen Seitenschiff – nachdem die nötige Dokumentation des restauratorischen Vorabreiten und die Nachuntersuchungen abgeschlossen waren.

Mithilfe von Schablonenmalereien an Stützen, Gewölbegurten und Graten wurde die farbenfrohe Blockstreifengestaltung der Außenwände rekonstruiert und wieder hergestellt. Während des Bauprozesses wurden die Fensterlaibungen restauratorisch untersucht und ebenfalls wieder hergestellt. Am Ende war die der Bezug zu Chor und Querschiffen neu geschaffen und die Hase‘sche Ausmalung konnte wieder erstrahlen. Das schloss nicht wenige Herausforderungen mit ein: so stellte es sich heraus, dass jede der vier Fensterlaibungen über einen anderen Ornamentrapport verfügte. Die die Gesimse der Pfeiler und Halbpfeiler waren ebenfalls schabloniert. So kamen zu den fünf ursprünglichen Primärdokumenten zehn neu erstellte hinzu.

All dies wurde sowohl fotografisch als auch durch Abnahme der Ornamentik mittels Pauspapier und Folien dokumentiert. Zwar war der Erhaltungszustands oftmals sehr schlecht, da aber sämtliche Ornamentrapporte symmetrisch konstruiert sind, ließen sich am Ende alle Gestaltungen vervollständigen. Langfristig ist geplant, das ursprüngliche Erscheinungsbild im gesamten Kirchenraum wieder herzustellen. Dazu werden nun sukzessive Seitenschiffe, Hauptschiff, Emporen und Orgel nach Befundlage rekonstruiert.