Dorfkirche zu Rossow im brandenburgischen Ostprignitz-Ruppin
Dorfkirche zu Rossow im brandenburgischen Ostprignitz-Ruppin

Fassade, Turm und Schiff

Sanierung der Dorfkirche Rossow

Die Dorfkirche in Rossow im brandenburgischen Ostprignitz-Ruppin ist ein historisches Kleinod auf einer leichten Anhöhe im Herzen des Dorfes. Umgeben von einer weitläufigen Grünfläche mit vereinzeltem Baum- und Strauchbewuchs, bildet sie einen zentralen Blickfang. Jetzt ist die Sanierung von Turm und Schiff abgeschlossen.

Die Kirche selbst geht im Kern auf einen Feldsteinbau aus dem frühen 16. Jhd. zurück, der durch Backsteinkanten akzentuiert wird. Ein besonderes Merkmal ist der freistehende in verschalter Fachwerkkonstruktion Glockenturm im Westen, der 1684 erbaut wurde. Um die strukturelle Integrität der Kirche zu sichern, wurden im Laufe der Zeit Strebepfeiler hinzugefügt. 1710 erfuhr die Kirche eine weitere Umgestaltung: Die Fenster wurden korbbogig vergrößert, was dem Gebäude ein harmonisches und lichtdurchflutetes Aussehen verlieh.

Besonders beeindruckend ist der steile Ostgiebel aus Backsteinmauerwerk, der durch eine zweizonige Blendengliederung und fialartige Aufsätze verziert ist. Diese architektonischen Elemente verleihen der Kirche ein elegantes und kunstvolles Erscheinungsbild. Das Dach der Kirche ist ein traditionelles Satteldach, gedeckt mit charakteristischen Biberschwanzziegeln.

Der Innenraum ist flach gedeckt und mit reichhaltigen Malereien geschmückt. Vor der Westwand erhebt sich ein mächtiges Altarretabel aus Eichenholz, das zu den bedeutendsten seiner Art in Brandenburg zählt. Dieses kunstvolle Altarwerk bildet das Herzstück des Innenraums.

Generell war das Dach in gutem Zustand, allerdings gab es witterungsbedingte Probleme, vor allem am First und den Fialtürmen: Der Mörtel war spröde oder fehlte ganz – so konnte langfristig Regenwasser unter die Ziegel eindringen. Korrosionsschäden wurden ebenfalls festgestellt.

Das Dach wird durch eine sogenannte Kehlbalkendachstuhl-Konstruktion getragen. Diese besteht aus horizontalen Balken (Kehlbalken), die die Sparren (schräge Balken) stabilisieren. Unterhalb der Kehlbalken gibt es eine weitere Stützkonstruktion, die als „liegender Stuhl“ bezeichnet wird. Um zu verhindern, dass die über acht Meter langen Deckenbalken durchhängen, sind sie mit Stahlzugbändern verstärkt. Im Dachstuhl wurden sowohl biotische als auch konstruktive Schäden festgestellt. Pilz und Insekten hatten sich eingenistet. Durch gezielte Reparatur- und Verstärkungsmaßnahmen wurden Funktionalität und Stabilität des Dachs sichergestellt.

Die Fassaden des Schiffs bestehen aus einer Kombination von Naturstein und Backstein. Der Naturstein bildet die Hauptstruktur, während der Backstein für dekorative und strukturelle Details verwendet wurde. Hier lag großer Sanierungsbedarf: Es gab Risse, beschädigten Putz und Fugen sowie Materialverlust durch Witterungseinflüsse. Verschiedene Teile der Fassade zeigen starke Setzungserscheinungen, was bedeutet, dass sich das Gebäude im Laufe der Zeit ungleichmäßig gesetzt hat und dadurch Schäden entstanden sind. Auch die Fenster befanden sich in einem schlechten Zustand – mit Ausnahme der Holzrahmenfenster in der Fledermausgaube.

Rossow nach der Sanierung mit neu gedecktem Dach und saniertem Turm

Rossow nach der Sanierung mit neu gedecktem Dach und saniertem Turm

Rossow nach der Sanierung mit neu gedecktem Dach

Rossow nach der Sanierung mit neu gedecktem Dach

Südportal und kleine Vorhalle

Südportal und kleine Vorhalle

Blick in den Innenraum (Blick nach Osten)

Blick in den Innenraum (Blick nach Osten)

Detail aus dem Altarretabel aus Eichenholz an der Westwand

Detail aus dem Altarretabel aus Eichenholz an der Westwand

So sah die Dorfkirche Rossow 2011 aus

So sah die Dorfkirche Rossow 2011 aus

Die erste Maßnahme umfasste die behutsame Abnahme der vorhandenen Eindeckung des Turmdachs. Anschließend wurde das Dach mit neuen Biberschwanzziegeln (Kohlebrandziegel) gedeckt, die den mittelalterlichen Originalziegeln nachempfunden sind. Zusätzlich wurde das Dach des Nordanbaus mit den vorhandenen Ziegeln neu gedeckt und die Gauben saniert. Um das gesamte Kirchenschiff zu schützen, wurde eine neue Blitzschutzanlage installiert.

In der Dachkonstruktion wurde zunächst die beschädigte Schalung teilweise entfernt und zur Vorbereitung der Holzsanierung Joche zur Abfangung der Gebinde angefertigt. Geschädigte Schwellhölzer im Traufbereich wurden durch neue Eichenkernhölzer ersetzt. Ebenso sind beschädigte Balkenköpfe, Sparrenbereiche und Fußpunkte erneuert worden. 

An der Fassaden wurden Feldstein- und Ziegelmauerwerk neu verfugt, Risse sorgfältig saniert und kleinflächige beschädigte Bereiche des Ziegelmauerwerks erneuert. Schlussendlich wurden die Fenster und Türen saniert und die Bleiverglasung der Fenster wiederhergestellt.

Die Stiftung KiBa hat die Arbeiten in Rossow mit 20.000 Euro gefördert und damit die Folgefinanzierung des zweiten Bauabschnitts mitgetragen, nachdem sie auch bereits beim ersten Bauabschnitt (Turmsanierung) involviert war.