Wenn Wände weichen wollen
St. Maria-Magdalena auf Rügen drohte einzustürzen
Es sollte eigentlich ein Jubiläumsfest für die Kirche und den Ort Neuenkirchen werden, doch dann kam die Hiobsbotschaft: es besteht eine Notsituation für die Dachstühle von Schiff und Chor. Die Risse im Mauerwerk waren deutlich sichtbar, das Dachtragwerk hat die Wände buchstäblich auseinander gedrückt. Das war vor gut fünf Jahren.
Wenn es um die Beschreibung des Bauzustandes einer Kirche geht, dann will niemand das Wort „katastrophal“ oder eines seiner Synonyme lesen. Doch das blieb den Neuenkirchenern nicht erspart. Die rund 600 Jahre alte gotische Backsteinkirche, die auch das Wahrzeichen des Ortes ist, musste dringend saniert werden – nur eine Erneuerung der Dacheindeckung würde das Schlimmste verhindern können. Doch wie kann eine kleine Gemeinde, die für zwei mittelalterliche Kirchen zuständig ist, die gewaltige Summe von mehr als einer halben Million Euro stemmen, die für die insgesamt drei Bauabschnitte projektiert war?
Die ohnehin schon aktive Gemeinde, die hervorragend in der Kommune vernetzt ist, setzte zahlreiche Hebel in Bewegung, am Ende ist eine ordentliche Liste an Geldgebern zusammengekommen. Ein Großteil der Gelder stammte aus Mitteln des Strategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommern und den Patronatsmitteln des pommerschen Kirchenkreises, hinzu kamen Förderungen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Marlis Kressner Stiftung, der Katharina und Gerhard Hoffmann Stiftung und natürlich der Stiftung KiBa, die St. Maria-Magdalena gleich doppelt in den Jahren 2020 und 2021 mit insgesamt 20.000 Euro gefördert hat. Unzählige Einzelspenden haben die letzten Finanzierungslücken geschlossen – die kleinen Fialtürmchen an den Ecken der Dachkonstruktion haben beispielsweise Paten gefunden und konnten dadurch wiederhergestellt werden.
Nach der Gerüststellung im März 2022 konnten die Arbeiten beginnen. An den Dachstühlen wurden Sparren und Konstruktionshölzer erneuert oder saniert – die meisten Sparrenfüße waren morsch -, so manche Holzverbindung der alten Dachkonstruktion mussten instandgesetzt werden. Eine besondere Herausforderung war der Westgiebel, der permanent der Witterung mit Regen und Sturm ausgesetzt ist. Hier musste eine erhebliche Menge an Ziegeln ersetzt und die Verfugung komplett erneuert werden. In voller Breite wurden die massiv geschädigten Mauerkronen erneuert. Erst dann konnten die Fialtürmchen entsprechend des denkmalpflegerischen Konzepts neu gebaut werden. Zum Schluss wurde das Dach mit Hohlpfannen in Trockendeckung vollständig neu eingedeckt und ein neuer Blitzschutz montiert.
Die Mauerkronen rundherum waren massiv geschädigt
Die meisten Sparrenfüsse waren morsch und wurden ersetzt
Zimmermannsarbeit: Instandsetzung der Dachkonstruktion
Der Westgiebel war herausfordernd - er ist beständig der Witterung ausgesetzt
Viele Ziegel wurden ausgetauscht und die Verfugung komplett erneuert
Zahlreiche Geldgeber und Unterstützer haben die Sanierung möglich gemacht
Mit der Dacheindeckung kam auch eine neue Blitzschutzanlage
Die Inselkirche ist ein Wahrzeichen von Neuenkirchen auf Rügen
Im Sommer 2023 ist alles fertig geworden. Jetzt kann die Kirche neben den Gottesdiensten auch wieder für Konzerte genutzt werden, für Einkehr und Besichtigung im Rahmen eines „Sanften Tourismus“ ist sie ebenfalls geöffnet. Am Ende hat die Sanierung von St. Maria-Magdalena sogar dazu geführt, dass das Gotteshaus nicht nur bei den Einheimischen, sondern auch bei den Wochenendhausbesitzern der Region viel stärker ins Bewusstsein getreten ist.