„Wieder uneingeschränkt nutzbar“
Dorfkirche Prohn erfolgreich saniert
Vor den Toren Stralsunds steht die Backsteinkirche Prohn, ihr ältester Teil ist ein spätromanischer Chor aus dem 13. Jhd. mit spätgotischem Netzwerk aus dem 15. Jhd. Das Chorgewölbe musste dringend saniert und die Außenwände statisch gesichert werden. Ein Rückblick auf den Abschluss der Arbeiten im April letztens Jahres.
Dass sich auch akribisch geplante Sanierungsmaßnahmen an Kirchen immer wieder verzögern können, ist man bei der Stiftung KiBa ja gewöhnt. Meist sind es gar keine gewichtigen Gründe – so wie beispielsweise die Coronapandemie – statt dessen sind oftmals „nur“ die Kosten angestiegen. Baumaterial ist teurer geworden. Handwerker können erst später anfangen, weil sie zu stark ausgelastet sind. Insofern macht die Dorfkirche in Prohn da keine Ausnahme.
2021 hatte die Kirchengemeinde in der Nähe des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft einen Förderantrag bei der Stiftung gestellt und für 2022 eine Zusage über 10.000 Euro erhalten. Im August zeichnete sich ab, dass sich der Zeitplan verschieben würde. Die eh schon verspätet angelaufenen Bauarbeiten förderten ein weiteres Problem zutage – am Kirchendach wurden zusätzliche Schäden entdeckt. Die hatte man entdeckt, also der Chor für die eigentlich geplante Sanierung eingerüstet worden war. Also würde das Gerüst länger stehen müssen, auch für die erweiterten restauratorischen Arbeiten an den Fenstern war die Rüstung erforderlich. Im Prinzip kein Problem, nur konnten die abschließenden Arbeiten am Fundament erst dann starten, nachdem das Gerüst vollständig abgebaut war. Nun lassen sich gottlob Zeitpläne und Förderzeiträume umschreiben oder erweitern. Immerhin: Anker- und Verpressarbeiten waren im August 2022 erfolgreich abgeschlossen, die paralell laufenden restauratorischen Arbeiten machten ebenfalls gute Fortschritte.
Acht Sicherungsanker wurden in die Chorwände und die östliche Schiffswand eingesetzt, jeweils zwei so genannte Trockenbohrungen für die Anker wurden übereinandergesetzt – und zwar so, dass die Formsteine der Maßwerkfenster aus dem 19. Jhd. nicht geschädigt werden konnten. Gleichzeitig wurden die massiven Risse im Chor geöffnet, mit Druckluft gereinigt und anschließend mit hydraulischem Kalkmörtel verbunden.
Eingezogener unterer Anker im Ostgiebel Chor
Der untere Anker der nördlichen Chorwand wird am östlichen Chorgiebel gespannt
Montierte obere Ankerkreuze an der Nordostecke des Chorgiebels nach dem Spannen und Verpressen
Der innen sichtbare untere Anker aus Edelstahl im Triumphbogen
Neu verlegte Blitzschutzleitung
Freigelegtes Fundament am Ostgiebel
Die Archäologin dokumentiert nach der Freilegung der Fundamente die gefundene Grablage (Wiederbestattung) vor dem Ostgiebel, die Schädel sind deutlich zu erkennen
Reinigung der Feldsteinfundamente
Verfugung der freigelegten Feldsteinfundamente im Trockenspritzverfahren
Sockelbereich, Fundament und Traufstreifen des Ostgiebels sind fertiggestellt
Jetzt konnten sich die Restauratoren die Oberseite des Chorgewölbes vornehmen. Risstiefen von 40 cm in der Mauerwerkskrone keine Seltenheit. Auf den Gewölbeflächen hatten sich nach der Reinigung weitaus mehr Risse gezeigt als man zunächst angenommen hatte. Ende September 2022 waren auch diese Arbeiten abschlossen, alle Risse auf der Gewölbeunterseite waren verpresst und an die vorhandene mittelalterliche Fassung angeglichen und Wasserschäden retuschiert. Endlich zeigte sich das über 400 Jahre alte Netzgewölbe wieder in ganzer Schönheit.
Das schiefergedeckte Chordach wurde bis Januar 2023 repariert, zu besseren Regenwasserableitung wurden zwei neue Kehlen an der Traufe montiert. Ende Februar 2023 war auch dieser Schritt abgeschlossen – im Vorfeld musste jedoch einiges neu geplant und beantragt werden, weil Teile der Fördergelder umgewidmet werden mussten.
Im Frühjahr wurde das Feldsteinmauerwerk der Chorfundamente freigelegt und gründlich gereinigt. Dabei kam an der Ostwand eine größere Lagerstätte menschlicher Knochen zum Vorschein. Insgesamt 23 Skelette wurden geborgen und von der begleitenden Archäologin dokumentiert. Fehlende oder lose Feldsteine wurden neu eingesetzt und das gesamte Feldsteinmauerwerk des Sockels im Trockenspritzverfahren neu verfugt. Auch das Mauerwerk der Pfeiler an der östlichen Chorwand konten durch repariert und weitere offene Fugen am Sockel der nördlichen Chorwand geschlossen werden. Ein 20 cm starker Lehmschlag dichtet das Fundament gegen Feuchtigkeit ab.
Ende April 2023 waren die Arbeiten abgeschlossen und die Kirche zu Prohn wieder uneingeschränkt nutzbar. Dass es dann noch bis weit in den Dezember 2023 gedauert hat, bis alle Unterlagen über das Förderprojekt ihren Weg ins Stiftungsbüro gefunden haben – immerhin die Voraussetzung dafür, dass wir dabrüebr berichten können – fällt dabei weniger ins Gewicht. Geht es doch vielmehr darum, eine Kirche als zentrales Bauwerk einer lebendigen Gemeinde zu erhalten und sie als Gottesdienstort, Touristenziel und Heimatstück für die kommenden Generationen zu bewahren.
Das ist in Prohn ganz wunderbar gelungen.