Dorfkirche in Kunow (Uckermark)

Die Kirchenglocken schweigen - noch

Im brandenburgischen Kunow wird die „Kirche des Monats April“ restauriert

„Die Kirche ist der Mittelpunkt. Sie ist marod und alt./Wir kümmern uns um diesen Ort. Er gibt den Menschen Halt.“ So beginnt die vierte Strophe der „Kunow-Hymne“. Ein einfaches Lied, das mit wenigen Worten viel verrät über die Einwohner des kleinen Ortes in der Uckermark (Brandenburg). Heimatverbunden sind sie, traditionsbewusst, engagiert - und fröhlich. Denn welchen Zweck hätte eine Hymne, wenn es nicht Lust, Gelegenheiten und Menschen gäbe, sie zu singen? „Man gibt sich hier große Mühe, Konzerte und Feste zu organisieren und der Ortsverein ist sehr umtriebig“, sagt Monika Harney, die Pfarrerin der Gemeinde.

Dorfkirche Kunow

Dorfkirche Kunow

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Dorfkirche Kunow

Dorfkirche Kunow

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Dorfkirche Kunow

Dorfkirche Kunow

Dorfkirche Kunow

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Seit einigen Jahren kommen die Einnahmen, die bei solchen Festen und Aktivitäten erzielt werden, fast immer der besungenen kleinen Kunower Kirche zugute. Denn wie in der „Hymne“ versprochen, kümmern sich die Einwohner um ihren „Mittelpunkt“. Für den Erhalt der unter Denkmalschutz stehenden Dorfkirche, die die Stiftung KiBa im April zu ihrer „Kirche des Monats“ gewählt hat, haben sie eigens einen Förderverein gegründet; mehr als 50 Personen wirken darin mit – eine beachtliche Zahl angesichts der Tatsache, dass die Kirchengemeinde Vierraden, zu der Kunow gehört, insgesamt rund 420 Mitglieder hat.

Stolz ist man in Kunow auf den aus im 13. Jahrhundert errichteten, wehrhaft anmutenden gotischen Feldsteinbau. Die Kirche steht auf einer Hügelkuppe und ist weithin sichtbar. Nicht äußerlich anzusehen sind ihr indes die Kostbarkeiten im Inneren. Die weitgehend original erhaltene Innenausstattung samt Kanzel und Altar stammt vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Ins Auge fällt vor allem der 1,50 Meter große Taufengel aus Lindenholz, der um 1720 entstanden ist. Eine weitere Besonderheit: Das vermutlich neun Jahre „jüngere“ Gestühl, das mit emblematischen Malereien verziert ist. Die Sinnbilder stehen thematisch in engem Zusammenhang mit der Glaubensbewegung des Pietismus. Die meisten von ihnen zeigen ein Herz, das den Rechtgläubigen darstellen soll, erläutert Monika Harney. „Da ist zum Beispiel ein Herz, aus dem ein Baum herauswächst, im Hintergrund ist eine Kirche zu sehen. Darunter steht: ‚Seid wacker!‘“ Kurze Sätze - Aufforderungen, Weisheiten und vor allem Bibelsprüche - ergänzen die insgesamt 61 „Herzmalereien“. „Das Ganze hat einen sehr volkstümlichen Charakter und sprach die Menschen damals direkt an.“ Aus kulturgeschichtlicher Sicht stellt der Bilderzyklus, der einer der umfangreichsten seiner Art ist, ein hochrangiges Zeugnis der brandenburg-preußischen Geschichte dar.

Die Notwendigkeit einer fachkundigen Restaurierung der wertvollen Innenelemente ist offensichtlich – noch dringender aber ist zunächst die Instandsetzung des Daches. Und auch der Turm steht schief; seiner Einsturzgefahr wegen dürfen die Kirchenglocken in Kunow nicht mehr geläutet werden. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten am Dach über dem Altarraum und dem Kirchenschiff beginnen; von den insgesamt 70.000 Euro, die dafür notwendig sind, steuert die Stiftung KiBa 30.000 Euro bei. Anschließend wird man sich den Turm vornehmen. In einem weiteren Schritt soll dann die Innenausstattung restauriert werden, ganz zum Schluss wird auch das Äußere der Kirche instandgesetzt. Fünf intensive Bauabschnitte, die voraussichtlich sechs Jahre Zeit und insgesamt 820.000 Euro kosten werden.

Keine leichte Aufgabe für die Gemeinde. Doch Engagement und Einfallsreichtum ihrer Mitglieder bleiben ungebrochen. Auch von großen Namen lassen sich die Kunower nicht abschrecken. Auf der Suche nach Unterstützern geriet im Jahr 2010 der in der Nähe aufgewachsene Unternehmer Werner Otto in den Blick. Zwar übernahm er nicht die Schirmherrschaft der Sanierung, aber spendete 10.000 Euro. Und als hätte er die Hymne der Kunower gekannt, ließ der in diesem Jahr verstorbene Unternehmer damals ausrichten: „Meine Heimat vergesse ich nicht.“