St. Marien in Plau am See

„Unsere Kirche soll ein Magnet bleiben“

In Plau am See wird der Turm der „KiBa Kirche des Monats März“ erneuert und gesichert

Ein Sitzplatz war für das „Tuchmacher-Amt“ gemietet, auf einem anderen konnte der „Magistrat“ Platz nehmen, weitere Sitze der Holzbank waren für die „Schlachter-Frauen“ reserviert. Bis ins Jahr 1923 hatten Handwerk, Industrie und Verwaltung der Stadt Plau am See nichts dem Zufall überlassen und die ihrem Rang entsprechenden Sitzplätze in der Stadtkirche St. Marien fest angemietet. Die Beschriftung auf dem Gestühl der „KiBa Kirche des Monats März“ ist bis heute erhalten. Doch nicht nur die ständische Sitzordnung vergangener Jahrhunderte ist zu bestaunen für denjenigen, der der großen dreischiffigen Hallenkirche im Zentrum des mecklenburgischen Touristen- und Klinikortes Plau am See einen Besuch abstattet.

St. Marien Plau am See

St. Marien Plau am See

St. Marien Plau am See

St. Marien Plau am See

St. Marien Plau am See

St. Marien Plau am See

St. Marien Plau am See

St. Marien Plau am See

St. Marien Plau am See

St. Marien Plau am See

St. Marien Plau am See

St. Marien Plau am See

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Die vier mächtigen romanischen Bündelpfeiler von St. Marien tragen ein gotisches Kreuzrippengewölbe aus dem 14. Jahrhundert. Rund 1000 Menschen finden in der großen Kirche Platz. Das Interieur ist im Wesentlichen neugotisch geprägt. In der heute als Winterkirche genutzten Sakristei steht ein 1480 entstandener und in Teilen original erhaltener Schnitzaltar. Das große Bild im Altarraum malte der in Plau geborene Maler Friedrich Lange; in der Mitte des Altarraums steht ein mit vielen Reliefs geschmücktes Taufbecken aus Bronze, gegossen und aufgestellt im Jahr 1570. Zwei alte niederdeutsche Inschriften darauf erinnern an das Programm der Reformation, die Bibel in Volkssprache zu verbreiten.

Täglich ist das überwiegend in Backstein errichtete Gebäude den rund 5800 Einwohnern des Ortes und den zahlreich kommenden Touristen zur Besichtigung geöffnet. Ebenso der gut 40 Meter in die Höhe ragende quadratische Westturm, der Ende des 13. Jahrhunderts erbaut wurde. Heute beherbergt er drei Bronzeglocken aus den Jahren 1522, 1700 und 1963, sowie eine „Pietà“ des in der Kaiserzeit in ganz Deutschland berühmten Plauer Bildhauers Wilhelm Wandschneider (1866-1942). Wer die 120 Steinstufen nach oben steigt, wird mit einem Rundblick über Stadt, See und Umgebung belohnt.

Der alte Ort Plawe (was so viel bedeutet wie „Flößort“ oder „Ort am Wasser“) wurde im 13. Jahrhundert zu einer mit vielen Privilegien versehenen Stadt ausgebaut. Die Grundsteinlegung für die Marienkirche erfolgte um 1225; Ende des Jahrhunderts war der Bau der großen Kirche in einem Mischstil von Romanik und Gotik vollendet. Jede Epoche ihrer beinahe 800-jährigen Geschichte hat ihre Spuren hinterlassen. Nach einem großen Brand im Jahr 1696 wurde die heutige „kleine“ Turmspitze aufgesetzt. 1726 verbrannte der ursprüngliche Marienaltar. Offenbar hatte die Gemeinde in dieser Zeit wenig Geld und erwarb einen alten kleinen Altar aus dem 15. Jahrhundert, der heute in der ehemaligen Sakristei steht. In den Jahren 1877 bis 1879 wurde der Innenraum der Kirche vollständig umgestaltet; die neugotische Einrichtung umfasst auch die Beschriftung der alten Sitzordnung nach Rang und Berufen.

Etwa 130 Jahre später zeigt sich Sanierungsbedarf an St. Marien. Nachdem in den vergangenen Jahren das Kirchenschiff restauriert worden ist – die KiBa hatte die Gemeinde in den Jahren 2007 und 2009 mit rund 67.000 Euro unterstützt – soll nun der Turm gesichert und erneuert werden. „Undichte Stellen im Turmdach lassen vermuten, dass es auch Schäden an der Dachkonstruktion gibt“, meint Stephan Poppe, Pastor der Kirchengemeinde. Vor allem aber müsse die marode Fassade des Turms erneuert werden, „damit unten niemand zu Schaden kommt“. Auch diesmal fehlt das Engagement der KiBa nicht: weitere 40.000 Euro stellt sie für die erforderlichen Maßnahmen zur Verfügung.

Längerfristig will die Gemeinde auch das Innere ihrer Kirche „frisch machen“: „Dass die letzte Restaurierung 130 Jahre her ist, das sieht man schon“, meint Pastor Poppe. Heller und ansprechender soll St. Marien werden. „Wir möchten eben, dass die Kirche für Einwohner und Besucher weiterhin ein Magnet bleibt.“