Fünf vor Zwölf für St. Bonifatius
Stiftung KiBa fördert einsturzgefährdete Kirche in Großwirschleben
Die Herausforderung ist groß, und alle wollen mithelfen. Müssen sie auch: Architekt, Statiker, Zimmerer, Dachdecker, Maurer, Maler - und ein ganzes Herr ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer: Sie alle sind gefragt, wenn es um die „KiBa-Kirche des Monats Februar 2012“, St. Bonifatius geht. Die Dorfkirche in Großwirschleben (Sachsen-Anhalt), seit 1982 unter Denkmalschutz, benötigt nicht nur ein wenig Farbe für einen schöneren Anstrich, sie ist schlicht außer Funktion: wegen Einsturzgefahr gesperrt. Ein Teil der Decke ist bereits eingebrochen, Gottesdienste sind seit Jahren nicht möglich.
St. Bonifatius Großwirschleben
St. Bonifatius Großwirschleben
St. Bonifatius Großwirschleben
St. Bonifatius Großwirschleben
St. Bonifatius Großwirschleben
In rund 30 Metern Höhe thront direkt über dem Ufer der Saale St. Bonifatius auf einem Felsplateau, die Kirche ist das weithin sichtbare Herzstück des Ortes. Der aus Natursteinen bestehende, einschiffige und im Kern spätromanische Bau ragt dort seit mehr als 650 Jahren: 1352 wurde er erstmals urkundlich erwähnt. Im dreißigjährigen Krieg nutzten Bauern das rechteckige Kirchenschiff als Getreidelager. Erst zwischen 1859 und 1863 wurde es um den schiefergedeckten Turm an der Westfront ergänzt. Die kunsthistorisch bedeutsame Innenausstattung ist im Stil des Barock gehalten – „ein besonderes Merkmal ist die schlichte, augenblicklich allerdings schwer beschädigte Stuckdekoration der Decke“, sagt Renate Lisock, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Plötzkau und Großwirschleben.
Erst Ende der 90er Jahre, berichtet Lisock, waren Turm und Kirchenschiff neu eingedeckt worden; bis dahin aber hatte Regen an vielen Stellen in das Innere eindringen können. „Die Feuchtigkeit hat den teilweisen Einsturz der Decke verursacht.“ Vordringlich sei nun die Sicherung und Sanierung des Dachtragwerkes und der Decke. Und im Bericht des Architekten Ribbert Saalmann wird weiter Sanierungsbedarf deutlich: Im Chorbereich zeigen sich tiefe Risse, „die auf Standprobleme im Untergrund hinweisen“. Nötig sei daher auch „ein kompletter Bodenaustausch in diesem Bereich“. Nicht zuletzt soll der echte Hausschwamm in den Deckenbalken und der Mauerkrone bekämpft werden.
Lang ist die Liste der Notwendigkeiten, die in einem ersten Bauabschnitt in diesem Jahre erledigt werden sollen. „Wir hoffen, dass die Kirche Ende des Jahres zumindest in Teilen wieder genutzt werden kann“, sagt die Pfarrerin. Die KiBa beteiligt sich: 15.000 Euro der rund 250.000 benötigten Euro für diese Maßnahmen kommen von der Stiftung. Die Mitte des Jahres beginnenden Arbeiten sind nur der Anfang: Insgesamt plant die Gemeinde drei Bauabschnitte. Binnen drei Jahren sollen auch Putz und Mauerwerk saniert, die wertvolle Stuckdecke restauriert, Innenraum und Turm instand gesetzt sein.
Eine große Herausforderung für die 300 Einwohner des Ortes. Doch neben den Mitgliedern des örtlichen Fördervereins der Gemeinde engagieren sich auch viele Mitglieder anderer Vereine, berichtet Pfarrerin Lisock. Kirchenmitglieder wie Nichtmitglieder in Großwirschleben eint ein ganz spezieller Wunsch, nämlich die erweiterte Nutzung von St. Bonifatius: Unterhalb der Empore soll ein 38 Quadratmeter großer Gemeinderaum in die Kirche eingebaut werden. „Damit hätten Gemeinde und Vereine endlich den lang ersehnten Raum für gemeinschaftliche Veranstaltungen“, so Lisock. „Und deshalb helfen alle mit.“