Dorfkirche Warder

Seit 800 Jahren gefragt

Die „KiBa-Kirche des Monats August“ in Warder

„Die Kirche strahlt Ruhe und Gelassenheit aus, sodass ich immer wieder zurückkomme“, sagt Uschi Haltner in die Kamera. Damit bringt sie zum Ausdruck, was offenbar viele Menschen empfinden, wenn es um die Dorfkirche im schleswig-holsteinischen Warder geht. Von nah und fern – so ist es in dem Filmbeitrag zu hören, in dem auch das Gemeindemitglied Uschi Haltner das Wort ergreift - kommen Besucher zu Sonntagsgottesdiensten, Taufen, Trauungen und Konzerten nach Warder, und das seit mehr als 800 Jahren. Damit das so bleiben kann, muss der spätromanische Feldsteinbau nun saniert werden. Das ist ein großes Vorhaben; Uschi Haltner sieht hier alle Gemeindeglieder gefordert: „So wie die Bauern früher Steine mitbringen mussten, so sollte auch heute jeder sein Scherflein beitragen“, meint sie.

Waren es Apelle wie dieser in dem professionell erstellten „Werbefilm“ einer örtlichen Agentur, die so viele Menschen bewegt haben, ihr Portemonnaie zu öffnen? Oder war es die Überzeugungskraft von Pastor Roland Scheel, der mit dem Kirchengemeinderat und einer Broschüre von Tür zu Tür gezogen ist und wirklich alle 1800 Gemeindeglieder persönlich aufgesucht und um Spenden gebeten hat? Waren es die Tombolas und die vielen anderen Aktionen des Fördervereins“ Kreative Kirche Warder“? Klar ist auf jeden Fall, dass alle Bemühungen zusammen in der Summe einen überwältigenden Erfolg erzielten: 130.000 Euro hatte man  in der Kirchengemeinde an Spendengeldern zu erbringen, mehr als 150.000 Euro waren binnen viereinhalb Monate auf dem Konto der Spendensammler. Der Pastor ist stolz auf seine Gemeinde: „Das muss man uns erst einmal nachmachen!“

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Inzwischen haben die Sanierungsarbeiten begonnen. Nachdem im vergangenen Jahr die nördliche Wand der Kirche saniert wurde und mittlerweile, wie Pastor Scheel sagt, „in neuem Gipsglanz erstrahlt“, machen sich nun die Gerüstbauer ans Werk. Die Südseite muss neu eingedeckt werden, die alten Zementfugen sind durch Gipsfugen zu ersetzen, „damit die Optik einheitlich ist“. Besonderes Augenmerk wird dann auch der Statik gelten; die östliche Giebelwand ist mit Mauerankern zu stützen. Später stehen ein erneuerter Blitzschutz und die Trockenlegung der Grundmauern auf dem Plan. Insgesamt ist für die Sanierung eine gute halbe Million Euro veranschlagt. Die Stiftung KiBa, die den idyllischen Kirchenbau hoch im Norden als „Kirche des Monats August“ würdigt, fördert die Instandsetzung, nicht zuletzt dank einer prominenten Projektspende, in diesem Jahr mit 45.000 Euro.

Schon im Jahr 1198 wurde die Kirche in Warder erstmals urkundlich erwähnt, rund 60 Jahre später ist sie in historischen Dokumenten als „Stationalkirche“ des Bistums Lübeck angeführt. Weil sie einen Rundturm aus Feldsteinen besaß, gehört sie zu der Gruppe der ostholsteinischen Rundturmkirchen, auch wenn das heute nicht mehr zu erkennen ist: Der Turm wurde im 19. Jahrhundert mit einer viereckigen Backsteinhaut ummantelt.

Im Inneren hat die Dorfkirche ebenfalls einiges zu bieten: Die hölzerne Taufe kam der Kirche 1682 zu; sie wurde gestiftet, ebenso wie die farbigen Altarfenster, die 1897 anlässlich der Silberhochzeit des damaligen Patrons, Graf von Rantzau-Breitenburg, eingebaut wurden. Im Zuge von Umbauarbeiten ließ man 1957 das der Patronatsfamilie vorbehaltene und als nicht mehr zeitgemäß empfundene „Grafengestühl“ entfernen. Die reich verzierte, im Jahr 1614 gefertigte Holzkanzel wurde in den Chorraum versetzt. Zum Gottesdienst lädt die Kirche mit zwei Bronzeglocken, von denen die Große aus dem 13./14. Jahrhundert stammt und damit eine der ältesten ihrer Art in Nordeuropa ist. Charakteristisch sind auch die dänischer Sitte entsprechenden Portraits ehemaliger Pastoren in der Kirche. Ihr heutiger Amtskollege Roland Scheel freut sich: „Durch die Sanierung wird nicht nur ein wunderschöner Gottesdienstort und Konzertsaal für kommende Generationen erhalten; mit der Kirche wird auch ihre besondere Geschichte bewahrt.“