Begeisterung für Backsteingotik
„KiBa-Kirche des Monats April 2018“ in Uelzen
Die Löwen sind schon weg, die Kröten noch zu haben. Im „Patenschafts-Shop“ der Kirchengemeinde St. Marien in Uelzen können Spenderinnen und Spender gezielt auswählen, für welche Figur, welches Säulenfries oder welchen Leuchter sie Geld geben wollen. Saniert werden müssen sie alle, die in diesem ungewöhnlichen Online-Shop abgebildet sind: Der gesamte Innenraum der 726 Jahre alten Backsteinkirche wird in diesem Jahr instand gesetzt. Und das kostet: mehr als 900.000 Euro sind für die Sanierung veranschlagt. Die Stiftung KiBa fördert die Maßnahmen für ihre „Kirche des Monats April 2018“ mit 15.000 Euro. Der „Patenschafts-Shop“ ist ein Beispiel, das zeigt, dass auch die Gemeinde selbst keine Mühen scheut, Spenden zu gewinnen. 700 Euro ist die Patenschaft für einen Löwen, eine Kröte oder eine andere Figur in der Kirche wert, ein Leuchter „kostet“ 120 oder 140 Euro. Wer per Mausklick zugreift, bekommt eine entsprechende Patenschaftsurkunde.
Zwei Mitglieder des Kirchenvorstands haben das originelle Geschäft unter der Überschrift „St. Marien-Kirche zu Uelzen - mitten in der Stadt - dem Himmel nah“ im Internet platziert; ihre Idee trägt gute Früchte, sagt Alminus Bleeker, der als Mitglied im Bauausschuss mit zuständig ist für die anstehende Sanierung: „Das Geld reicht, Gott sei Dank.“ Nicht nur die Patenschaften haben die Uelzener zum Spenden animiert, auch Kollekten, Adventskonzerte und Bitten im Gemeindebrief erbrachten ansehnliche Summen zur Unterstützung des Projekts.
St. Marien Uelzen
St. Marien Uelzen
St. Marien Uelzen
St. Marien Uelzen
St. Marien Uelzen
St. Marien Uelzen
In diesem Monat noch soll die Sanierung beginnen, zuerst ist der Hohe Chor an der Reihe. „Da werden wir eine Wand durch die Kirche ziehen: Gerüste im Hohen Chor, Gottesdienste im übrigen Teil“, sagt Alminus Bleeker. Im August, hofft er, wird es dann umgekehrt sein, sodass St. Marien ohne Unterbrechung genutzt werden kann. Weil die Kirche zwei Orgeln besitzt - eine im Turm und eine im Hohen Chor - ist sogar die jeweilige musikalische Qualität der Gottesdienste hier wie dort sichergestellt.
Die St.-Marien-Kirche entstand zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert in dem für Norddeutschland typischen Stil der Backsteingotik. Der Baubeginn ist nicht bekannt, geweiht wurde sie im Jahr 1292. Später wurden die Apostelkapelle angebaut, ein neuer Chor geschaffen und - nach 1385 - der Westturm errichtet. Von Anfang an war die dreischiffige Hallenkirche ein wichtiges Zentrum der Stadt. Bis heute sind die Gottesdienste regelmäßig sehr gut besucht, außerdem lockt St. Marien mit vielen Konzerten und Ausstellungen.
Rund 10.000 Touristen finden jedes Jahr in die verlässlich geöffnete Kirche in der Uelzener Innenstadt. Nicht wenige davon hat Alminus Bleeker durch das Gebäude geführt. „Unsere Kirche ist toll, weil sie gemütlich wirkt“, findet er. „Wenn ich die Leute durch das Innere führe, sind sie sehr begeistert, und diese Begeisterung ist nicht gespielt!“