Ein neues Kleid für St. Pancratius in Bornstedt
"Kirche des Monats August 2017"
Keine Geringere als die Kaiserin Auguste Viktoria selbst hatte sich der St. Pancratius-Kirche in Bornstedt (Sachsen-Anhalt) angenommen, damals, Anfang des 20. Jahrhunderts, als dem mittelalterlichen Westturm ein Kirchenschiff hinzugesetzt wurde. "Vielleicht ist die Kirche deshalb so groß geraten", sagt Elisabeth Nippert mit einem Lächeln. Die Vorsitzende des Bornstedter Gemeindekirchenrates sieht aber auch die Vorteile des kaiserlichen Engagements: "Hier waren jedenfalls wichtige Leute am Werk." Und diese haben St. Pancratius ein bemerkenswertes Inneres verschafft: Den Renaissance-Altar mit den Jugendstil-Motiven, die Schnitzereien am Gestühl, die Malereien am Tonnengewölbe und an der Empore - "das alles ist wunderbar gelungen, stimmig und sehr sehr schön!"
Elisabeth Nippert, ehemalige Pfarrfrau
„1984 hat es reingeregnet und man konnte durch das Dach den Himmel sehen.“
Elisabeth Nippert ist schon seit vielen Jahren im Dienst "ihrer" Kirche tätig: 1984 kam sie mit ihrem Mann, der die dortige Pfarrstelle übernahm, nach Bornstedt. Zu dieser Zeit war St. Pancratius nicht mehr begehbar. "Da hat es reingeregnet und man konnte durch das Dach den Himmel sehen", erinnert sich die ehemalige Pfarrfrau. Zum Ende der DDR-Zeit hatte die Gemeinde es mit vereinten Kräften geschafft, die Dorfkirche wieder für Gottesdienste zu öffnen. Groß war die Einsatzbereitschaft der Bornstedter für St. Pancratius damals, "und auch heute wird sehr viel geholfen", sagt Elisabeth Nippert. Beim Dachdecken, den Räumungsarbeiten auf dem Grundstück, "beim Saubermachen sowieso".
St. Pancratius Bornstedt
St. Pancratius Bornstedt
St. Pancratius Bornstedt
St. Pancratius Bornstedt
St. Pancratius Bornstedt
St. Pancratius Bornstedt
Obwohl ihr Mann und sie inzwischen längst das Rentenalter erreicht haben, fühlt sich Elisabeth Nippert weiterhin verantwortlich; sie kümmert sich um alles, was im Zuge der Sanierung von St. Pancratius organisiert werden muss. Auch Spenden gibt es für die "Kirche des Monats August 2017"; doch ohne das Engagement größerer Geldgeber wie die KiBa, die bereits zum zweiten Mal Fördermittel zur Verfügung stellt, würde das Projekt nicht gelingen. 425.000 Euro sind nach den Plänen der Sanierer zu veranschlagen, knapp 65.000 Euro davon für den aktuellen Bauabschnitt. Die KiBa fördert die Maßnahmen in diesem Jahr mit 10.000 Euro.
Nachdem das neugotische Schiff und der Turm aus Bruchsteinmauerwerk weitgehend restauriert sind, ist nun die Turmfassade an der Reihe. Der Sandstein muss abgestrahlt, die Fugen müssen gereinigt werden; dann erhält der Turm einen speziellen, ockerfarbenen Putz. "Das hat die Denkmalschutzbehörde verlangt", betont die Gemeindekirchenrätin. Sie weiß, dass nicht alle Bornstedter mit einer Putzschicht an der Turmfassade einverstanden sind. Auch wenn nur rund ein Zwölftel von ihnen der Gemeinde angehört - wenn der lieb gewonnene Anblick der Kirche sich ändert, haben viele Bürger Bedenken.
Aber es gibt auch positive Überraschungen im Zuge der Sanierung. Vor etwa zwei Jahren, erinnert sich Elisabeth Nippert, hat eine Frau sich in St. Pancratius taufen lassen, und zum Dank veranlasst, dass die Wände in der Kirche getüncht wurden. "Das war natürlich toll."
Über besondere Ereignisse in der Dorfkirche freut sich die ehemalige Pfarrersfrau in jedem Fall. Die nächste Taufe wird im Oktober stattfinden - pünktlich zum Ende der aktuellen Bauarbeiten. Die Gerüste am Turm werden verschwunden sein, die Fassade in neuem Glanz erstrahlen; vielleicht haben sich die Bornstedter dann schon ein bisschen an den neuen Anblick der Kirche gewöhnt. Fest steht jedenfalls, dass noch ein vierter Wunsch auf der Liste der Neuerungen im Blick auf St. Pancratius steht: ein Gemeinderaum in der Kirche. Gleich hinter dem Haupteingang soll diese "Winterkirche" entstehen, sagt Elisabeth Nippert. "Damit wir die Kirche das ganze Jahr über mit Leben füllen können".