Kilianskirche Mundelsheim (Baden-Württemberg)
Kilianskirche Mundelsheim (Baden-Württemberg)

Turmpflege für ein „Schatzkästle“

„KiBa-Kirche des Monats Mai 2025“ in Mundelsheim

Wer die Kilianskirche im württembergischen Mundelsheim betritt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Gotteshaus empfängt Besucherinnen und Besucher mit einem schier unermesslichen Bilderreigen; fast alle Flächen im Inneren sind bemalt – und das seit gut 540 Jahren. Zu sehen sind zum Beispiel ein Zehn-Gebote-Zyklus, das Weltgericht, ein Marienzyklus und unzählige Bilder von Jesus und seinem Wirken. Auch die Legende des Namenspatrons, des Heiligen Kilians, ist zu finden (er soll im Jahr 668 aus Irland gekommen sein und die Franken missioniert haben). Und selbst das, was eigentlich nicht sichtbar sein kann, wird gezeigt: Eine so genannte Hostienmühle veranschaulicht, wie sich die Menschen im Mittelalter die Verwandlung des Leibes Christi vorgestellt haben. (Ganz einfach eigentlich: Oben kommt das Wort Gottes, praktischerweise in Form von Getreidekörnern, in die Mühle, die es zu Hostien mahlt. Angetrieben wird die Mühle von den Aposteln.)

Das von außen eher unscheinbare, oberhalb der Neckarschleife auf dem Friedhof von Mundelsheim gelegene Kirchlein beeindruckt auch mit seiner Geschichte. Mitte des 15. Jahrhunderts ließ Anna von Venningen das Gebäude als Grablege für ihre Familie errichten. Der Name St. Kilian wurde von dem vermutlich aus dem 8. Jahrhundert stammenden Vorgängerbau übernommen. Die Söhne der Adeligen waren es, die die berühmten Wandmalereien in den 1480er Jahren in Auftrag gaben. Nach der Reformation wurden diese dem Zeitgeist entsprechend übertüncht und sollten erst Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt und teilweise freigelegt werden. Die letzten Malereien kamen erst 1974 bis 1977 wieder zum Vorschein. 

Kilianskirche Mundelsheim

Kilianskirche Mundelsheim

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Nachdem 1602 im Ortskern von Mundelsheim die Nikolauskirche in Betrieb genommen worden war, geriet die abseits gelegene Kilianskirche zum Mauerblümchen. Sie wurde zunächst als Beerdigungskirche genutzt, drohte aber immer weiter zu verfallen. Zwei Mal konnte sich die Gemeinde erfolgreich gegen einen Abriss wehren. Inzwischen ist das Gotteshaus saniert und wieder selbstverständlicher Teil des Gemeindelebens.

„Ja, da haben wir wirklich ein Schatzkästle“, sagt Elisabeth Möhrer. Sie ist die Kirchenpflegerin in der Mundelsheimer Gemeinde, kümmert sich also um die Finanzen, was sie mit Herzblut macht. Im Augenblick ist wieder einmal besonders viel zu tun, denn St. Kilian muss saniert werden. Genauer gesagt: der Turm des Gotteshauses, und noch genauer: der Fachwerkaufsatz desselben. „Das Fachwerk zieht Feuchtigkeit“. Nachdem die Kirche gut instandgesetzt ist, soll auch der Turm bald wieder vollständig intakt sein. Die Arbeiten stehen unmittelbar bevor, doch vorher gilt es noch eine wichtige Frage zu klären: Was passiert mit den Spechten?

St. Kilian, das muss man bei dieser Frage berücksichtigen, steht auf dem Mundelsheimer Friedhof. Dort gab es früher viele Bäume, erzählt Elisabeth Möhrer. Vielleicht, weil es heute nicht mehr ganz so viele sind, haben sich Grünspechte mit den Balken im Fachwerk des Kirchturms angefreundet und klopfen beharrlich Löcher hinein („sehr große!“). Nun ringen Denkmal- und Naturschutz miteinander. Blech zum Schutz für die Balken?  – Kommt nicht in Frage, sagen die Denkmalschützer. Sanieren ohne Spechtberücksichtigungsmaßnahmen – geht aus Naturschutzgründen nicht. „Wir müssen und werden eine Lösung finden“, meint die Kirchenpflegerin zuversichtlich.

130.000 Euro sind für die geplanten Arbeiten vorgesehen, die Stiftung KiBa fördert das Vorhaben mit 10.000 Euro. Spenden werden durch die im Ort verteilten St.-Kilian-Spardosen – Kunststoffkästchen in Kirchenform - gesammelt, und außerdem gibt es den „Kilian-Weinberg“ gleich neben dem Gotteshaus. Der wird von Gemeindemitgliedern bewirtschaftet. „Das ist eine ‚Ganzjahresaktion‘“, berichtet Elisabeth Möhrer. „Die Lese wird beispielsweise durch die jeweilige Konfirmanden-Gruppe vorgenommen.“ Auch wenn die meisten Gottesdienste in der Nikolauskirche stattfinden, arbeiten die Mundelsheimer gern für St. Kilian. Das Gebäude ist nicht nur ein historischer Hingucker, sondern aufgrund seiner Lage auch für Konzerte, Taufen und Trauungen sehr beliebt. „Die Kilianskirche ist einfach unsere gute Stube.“