„Kirche des Monats Juni 2023“ in Schaafsdorf
Von der Wiederentdeckung eines Ortes für Gebet und Gemeinschaft
Antonius von Padua ist auch als der Heilige bekannt, der Verlorenes wiederfindet. Das können alltägliche Dinge sein: ein Handy, ein Portmonee oder ein Schlüssel - aber auch Wichtiges, wie zum Beispiel der persönliche Glaube. Inwieweit der Schutzpatron der Vergesslichen auch in Thüringen gewirkt hat, muss Spekulation bleiben. Tatsache ist aber, dass die St. Antonius-Kirche im thüringischen Schaafsdorf nach langen Jahren eben nicht in Vergessenheit geraten ist; die Gemeinde möchte sie vielmehr als Ort für Gebet und Gemeinschaft erhalten und wieder mit Leben füllen.
Pfarrer Martin Weber ist seit acht Jahren für Schaafsdorf zuständig. Von Anfang an habe er geliebäugelt damit, die zusehends verfallende Dorfkirche wieder zum Leben zu erwecken, sagt er. „Ein Gebäude in der Größenordnung kostet auch Geld, wenn es verfällt.“ Auch die Schaafsdorfer hängen an ihrer Kirche: „Keiner wollte das Gotteshaus abreißen“, ist Weber sicher. Ob die pragmatischen oder die sentimentalen Gründe den Ausschlag gaben: In jedem Fall hat der Gemeindekirchenrat entschieden, Mittel für St. Antonius zur Verfügung zu stellen.
Seitdem ist viel zu tun: Zunächst ging es nur darum, den Kirchenraum sauber und trocken zu machen und statisch abzusichern. „Jetzt sind die Tauben raus und das Dach ist dicht“, sagt der Pfarrer zufrieden. Nun sollen das Mauerwerk weiter gesichert, und der Eingang barrierefrei gestaltet werden. 65.000 Euro sind für diesen Bauabschnitt veranschlagt; insgesamt geht man von Kosten in Höhe von knapp 300.000 Euro aus. Die Stiftung KiBa fördert die Instandsetzung von St. Antonius mit 15.000 Euro.
St. Antonius Schaafsdorf
St. Antonius Schaafsdorf
St. Antonius Schaafsdorf
St. Antonius Schaafsdorf
St. Antonius Schaafsdorf
St. Antonius Schaafsdorf
Die „Kirche des Monats Juni 2023“ stammt aus dem Jahr 1865. Sie ist aus Naturstein erbaut, neben dem dreischiffigen, auf quadratischem Grundriss stehenden Langhaus befindet sich ein hoher nördlicher Kirchturm mit seitlichen Anbauten. Seit den 60er Jahren stand sie als Ruine leer; während der Corona-Pandemie konnte sie immerhin für Video-Andachten wieder genutzt werden.
Gemeindeglieder pflegen die zu St. Antonius gehörenden Außenanlagen. Auch Spenden sammelt man in Schaafsdorf; besonders deutlich wird das Interesse an dem Kirchgebäude aber, wenn es um die Planung der konkreten Bauvorhaben geht, sagt Martin Weber. „Die Leute kommen zur Bauberatung dazu und beteiligen sich an den Konzepten zur künftigen Nutzung“. Gute Partnerinnen für das Projekt sind die bekannte Architektin Regine Hartkopf und die Kommune. Der Pfarrer ist voll des Lobes: „Von der Kommune bekommen wir großartige logistische Unterstützung, zum Beispiel durch Baustrom oder Wasser – ohne das ginge es nicht!“
Und wie geht es weiter mit der „wiederentdeckten“ St. Antonius-Kirche? Klar ist, dass sie ein geistlicher Raum bleibt; Pfarrer Weber könnte sie sich als „Ort für besondere Andachten“ vorstellen. Es zeichnet sich außerdem ab, dass das Gebäude mit erneuerbaren Energien betrieben werden kann, ein Photovoltaik-Konzept ist schon erstellt. Die Schaafsdorfer werden klein anfangen: Vorgesehen ist, in der Kirche zunächst einen ersten Raum zu schaffen, der genutzt werden kann. „Ob das jetzt erst einmal ein Hochbeet für Kräuter ist oder ein kleines Basketballfeld, haben wir noch nicht entschieden“. Wichtig ist den Verantwortlichen, dass die Kirche nicht erst am Ende langer Instandsetzungsarbeiten wieder betreten werden kann. Pfarrer Weber sieht auch das pragmatisch: „Besser ein zu 20 Prozent genutztes Gebäude als eines, das zu 100 Prozent verfällt!“