Geflügelte Kirchenbewahrer
In der Kirche von Dauer in der Uckermark leben Turmfalken
Kirchen sind Heimatorte – nicht nur für Menschen. Im brandenburgischen Ort Dauer beispielsweise haben Turmfalken die aus dem 13. Jahrhundert stammende evangelische Kirche und insbesondere deren Turm zum Wohn- und Schlafzimmer erkoren. Das ist auch für die menschlichen Gemeindemitglieder von Vorteil.
Wann die Falken in Dauer Quartier bezogen, weiß niemand mehr so genau. Auf jeden Fall hausten sie – im Mauerwerk des Ostgiebels und natürlich im Turm – schon vor Beginn der Restaurierung der Kirche im Jahr 2011 dort; mal zu zweit, mal zu viert, im Frühjahr gern mit einigen Jungtieren. Die Abläufe der von der KiBa mit insgesamt 76 000 Euro geförderten Sanierung wurden den Bedürfnissen der Vögel angepasst, erinnert sich Jens Putz, der Vorsitzende des örtlichen Fördervereins. „Mit einigen Maßnahmen wurde gewartet, bis die Falken ausgeflogen waren.“
Die Rücksichtnahme der Gemeinde auf die geflügelten Kirchenbewohner entsprang nicht allein der Zuneigung zur Kreatur, sondern hatte auch ein eigennütziges Motiv. Denn die Ankunft der Greifer hatte den Abflug vieler „Vormieter“ zur Folge: Tauben und Dohlen, deren Nester und Kot dem Gemäuer zugesetzt hatten. Entsprechend geschätzt sind die Falken, die, damit sie sich auch ja kein anderes Domizil suchen, inzwischen zwei spezielle Nistkästen erhalten haben. „In diesem Jahr gab es in dem einen Kasten fünf Jungtiere und in dem anderen sechs“, berichtet Jens Putz.
Mit ihrer Falkenfreundlichkeit ist die Gemeinde in guter Gesellschaft. Bundesweit hat der Naturschutzbund NABU im Rahmen der Aktion „Lebensraum Kirchturm“ mehr als 800 Gemeinden ausgezeichnet, die sich um Falken, Fledermäuse und andere Kirchenbewohner kümmern.