Beginn der Kirchensanierung in Fretzdorf
Fertigstellung bis Ende des Jahres geplant
Unter dem Patronat des Ulrich Christoph von Stille (1654-1728) wurde die schmucke Dorfkirche Fretzdorf im brandenburgischen Ostprignitz-Ruppin 1704 errichtet. Der Fachwerkbau wurde 2005 schon einmal saniert, allerdings nicht fachgerecht. Das soll sich jetzt ändern.
Im Jahr 2005 hatte man damit begonnen, Westfassade und Turm der Fretzdorfer Kirche zu sanieren - Geldmangel führte dann aber dazu, dass die Instandsetzungsarbeiten nicht fortgeführt wurden. Inzwischen ist deutlich sichtbar, dass die Reparaturen nicht fachgerecht ausgeführt wurden. In vielen Feldern der Ausfachung bröckelt großflächig der Putz ab. Das Holz der verwendeten Balken war vermutlich nicht völlig ausgetrocknet, denn es hat sich zusammengezogen, so dass Leerräume entstanden sind.
Bei den jetzt nötigen Arbeiten kann man also nicht einfach dort weitermachen, wo vor anderthalb Jahrzehnten aufgehört wurde, sondern muss quasi noch einmal von vorn beginnen. Regressforderungen an die damalige Baufirma sind nicht möglich, da diese inzwischen insolvent ist.
Diesmal soll alles besser werden: die Kirche ist bereits eingerüstet und die Arbeiten in drei Bauabschnitten haben begonnen. Bis Ende des Jahres soll alles fertig sein. Eine großzügige Förderung über Mittel aus dem LEADER-Programm hat das möglich gemacht. LEADER ist übrigens das englischsprachige Akronym des französischen Liaison entre actions de développement de l'économie rurale. Seit 1991 fördert die EU mit dieser Maßnahme modellhaft innovative Aktionen im ländlichen Raum. Der 1998 in Fretzdorf gegründete Förderverein hat regelmäßig Veranstaltungen organisiert und dabei reichlich Spenden gesammelt. Ebenfalls an der Finanzierung beteiligt sind der Förderkreis Alte Kirchen und die Stiftung Kiba über die die Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen.
Etwa alle vier Wochen finden in Fretzdorf Kirche Gottesdienste der evangelischen Kirchengemeinde statt. Zudem – und das ist für die Region vermutlich einzigartige – feiert hier auch die katholische Gemeinde regelmäßig sonntags die Heilige Messe.
Im Inneren befindet sich freistehend hinter dem Altar die aus der Bauzeit stammende sechseckige Kanzel. Als Kanzelträger dient eine lebensgroße, sogfältig gearbeitete Figur des Moses aus Sandstein, die Brüstungsfeldern des Kanzelkorbes zieren Darstellungen Christi und der vier Evangelisten. Über der Patronatsloge ist ein Allianzwappen der Familien von Stille und von Corel befestigt. Bereits 1788 wird in den Kirchenbüchern eine in Dessau gekaufte Orgel erwähnt, das heutige Instrument schuf genau einhundert Jahre später der Neuruppiner Orgelbauer Albert Hollenbach.
Jahrelang begannen vor der Fretzdorfer Kirche die bundesweit größten Ostermärsche. Die Teilnehmer protestierten gegen die geplante Nutzung der Kyritz-Wittstocker Heide als Truppenübungsplatz für Tiefflüge und Bombenabwürfe durch die Bundeswehr. Mit Erfolg: im Jahr 2011 gab die Bundeswehr ihre Pläne endgültig auf.