Die optimistische Baufrau
Elke Bergt leitet das Baureferat der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
In beinahe jedem Dorf eine denkmalgeschützte Kirche, sinkende finanzielle Mittel und hohe Erwartungen: Elke Bergt schreckt das nicht. Die Leiterin des Baureferats der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland setzt auf Fantasie, Kooperation und Kommunikation. Eindrücke einer Landpartie.
Elke Bergt lehnt an der Tür der Kapelle von Krobitz und genießt den Ausblick, der weit über die Orlasenke Richtung Kahla und Jena reicht. „Das Schöne an solchen Projekten ist eigentlich, was man an Freude und Dankbarkeit zurück bekommt“, findet die Architektin. Der Bau in der thüringischen Provinz hat ein vertrauenswürdiges Dach und einen neuen Traufbereich. Ansonsten aber sieht er (fast) aus wie ein „Lost Place“: abgeplatzter Putz, innen ein paar Freskofragmente, ein Fußboden aus gestampftem Lehm. Inmitten des Raumes steht eine Apparatur, die mit Hilfe von verbrennendem Gas Sphärenklänge produziert: eine Gasflammenorgel, die einzigartige Attraktion des Raums.
Elke Bergt brennt für Projekte wie dieses – ein bisschen verrückt und darum so charmant – und ebenso für die Menschen, die sie mit Leben füllen. Mehr, als ihre Amtsbezeichnung glauben macht: Sie ist Referatsleiterin des Referats F3 Bau des Dezernats Finanzen im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in Erfurt. In dieser Funktion ist sie Hüterin von ungefähr 4000 Kirchen – so gut wie alle sind denkmalgeschützt.
Etwas über sie und ihre Arbeit in Dienstzimmern und Amtsstuben zu erfahren, kam für sie nicht in Betracht, denn es geht ihr um Menschen und ihre Kirchen: Dort ist der Ort, wo die Dinge passieren. Ihre jetzige Aufgabe ist eine Leidenschaft, die gewachsen ist: „Als ich in Weimar mein Studium begonnen habe, da wollte ich natürlich entwerfen und meine eigenen Ideen umsetzen.“ Ihre ersten Berufserfahrungen sammelte sie noch zu DDR-Zeiten und sie ist dankbar: „Es wurde sehr viel Wert auf eigene konstruktive Lösungen gelegt.“
Nach der Wende begann die „normal volkskirchlich aufgewachsene“ Architektin in einem freien Büro zu arbeiten: „Eine gute Zeit, weil ich hier alle Aspekte des Berufs kennengelernt habe.“ Zunehmend zählten Kirchenrenovierungen zu ihren Aufgaben. Im Jahr 2000 ergab sich dann die Gelegenheit, die Seiten zu wechseln. Sie griff zu. Die Herausforderung ist groß im Spannungsfeld zwischen sinkenden Mitgliederzahlen und neuen Nutzungsideen für Kirchen. Doch Pessimismus zählt nicht zu Elke Bergts Gemütsrepertoire. Sie erzählt lieber von Kirchen, die Gäste für eine Nacht beherbergen oder gleich ganze Bienenvölker. „Manchmal braucht es einen kleinen Anschubser von außen, um über Nutzungsmöglichkeiten neu nachzudenken. Aber natürlich kann ich Gemeinden nicht zum Jagen tragen, nur signalisieren: Wir stehen hinter euch, wenn ihr etwas verändern wollt.“ Wenn sich gute Ideen entwickeln, hilft ihr großes Netzwerk, um Vertreter von Land, Kommunen, Stiftungen und Kirche an einen Tisch zu bringen.
Ganz lassen kann die Mutter dreier erwachsener Kinder das Bauen aber nicht: Mit ihrem Mann hat sie sich ein Haus ganz aus Holz gebaut: Lebens-Räume zu kreieren, damit kennt Elke Bergt sich aus.
Thomas Rheindorf
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