Andreas Keller
Andreas Keller Katrin Wienefeld

Ein Enthusiast der Kirchenbilder

Andreas Keller fotografiert Kirchen und Kapellen

Vom fabelhaften Internet, Heiligengeschichten und der Freude am Entdecken: Andreas Keller fotografiert Kirchen und Kapellen und hat bereits mehr als 35 000 Bilder und Dokumente online gestellt. Mit seinem Projekt möchte er Menschen für die Schönheiten der Kirchen begeistern und anregen, sie sich selbst anzuschauen.

Für sein Projekt braucht Andreas Keller die Fotoausrüstung, das E-Bike und vor allem die Fähigkeit, sich begeistern zu lassen. „Schauen Sie, wie großartig die Maria guckt. Sie spricht zu einem“, sagt er, wenn er Gästen seine Lieblingskirche, die Stuttgarter Hospitalkirche, mit der Kreuzigungsgruppe zeigt. Auch über die regenbogenfarbenen Lichtflecken, die über den Boden wandern, freut er sich immer wieder aufs Neue. „Ein Glasprisma ruft diese Lichtspiele hervor. Ein simpler Mechanismus, aber man muss darauf kommen.“ Es wird leicht vorstellbar, wie Keller als Fotograf unterwegs ist: Er bleibt stehen, staunt, beobachtet. „Guck genau hin“, das sei zu seinem Leitmotiv geworden, verrät er.

Der Stuttgarter, Jahrgang 1944, ist ein schlanker Mann mit Brille und wachen Augen. Seit 2008, als er als Intendant der Stuttgarter Bachakademie in den Ruhestand ging und vom Vorstand eine Spiegelreflexkamera geschenkt bekam, hat er ein besonderes Hobby: Er fotografiert Kirchen und Kapellen. Zumeist sind es unbekanntere, kleinere Gotteshäuser, die Keller entdeckt, wenn er mit seinem E-Bike umherfährt. Ob moderner Kirchenbau oder Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert, wenn er sich von einem Gebäude angesprochen fühlt, ist es quasi um ihn geschehen. Dann fotografiert er oft mehrere Tage lang, erkundet jede Ecke, jedes Kunstwerk durch das Objektiv und legt sich, um die Deckenmalerei abzulichten, auf seine Isomatte mitten ins Kirchenschiff. Eine Bildauswahl samt Informationen lädt er auf seiner Website www.kirchen-online.com hoch. Rund 320 Kirchen hat er auf diese Weise bereits dokumentiert. „Das Fabelhafte am Internet ist, dass ich zum Beispiel bei einem Bild des Stephanus einen Link auf Wikipedia setzen kann. Ein Klick – und Interessierte erfahren sofort, welche Geschichte hinter dem Heiligen steht.“

Aufgewachsen ist Keller in einem musikalischen Elternhaus. Der Vater war Organist, Kirchenmusiker und renommierter Bachforscher, die Mutter Pianistin. Keller selbst studierte Musik, wechselte ins Verlagswesen, wo er mit der EDV in Berührung kam und deren Chancen erkannte. „Da kommt mein Spaß an dem Medium her. Ich habe mich bei Volkshochschulkursen fortgebildet, als Floppy Disks noch technischer Standard waren“, erzählt Keller mit verschmitztem Lachen. 1972 begann er als Geschäftsführer bei den Ensembles des Kirchenmusikers Helmuth Rilling. Mit dem Bachexperten gründete er 1981 die Stuttgarter Bachakademie, die er als Intendant bis 2008 leitete.

Mit seiner Frau, die als Flötistin im Ensemble der Bachakademie musizierte, bereiste er für Konzerte nahezu die ganze Welt. Ihre Urlaube verbringen sie nun in der Schweiz oder am Bodensee in einem Ferienhaus, wo auch die elf Neffen und Nichten samt deren Kindern oft sind. Er möchte in Süddeutschland und den Schweizer Alpen noch diverse Kirchen fotografieren. „Ich wünsche mir, dass Menschen durch meine Bilder angeregt werden, sich die Kirchen selbst anzuschauen. Denn das ist durch kein Foto zu ersetzen.“

Von Katrin Wienefeld

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