Ein erster Meilenstein in Bösenburg
Dachsanierung des Kirchenschiffs von St. Michael
Bereits im vergangenen Jahr konnte die Sanierung des Daches über St. Michael in Bösenburg in Sachsen-Anhalt fertig gestellt werden. Damit ist der erste Bauabschnitt erfolgreich abgeschlossen. Das Mauerwerk wurde instandgesetzt, der Dachstuhl repariert sowie Kirchenschiff und Sakristei neu eingedeckt.
Nach der Beauftragung der beteiligten Unternehmen wurde zügig mit der Gerüststellung begonnen. Im Zuge der Freilegung der Traufe stellte sich jedoch heraus, dass zusätzlich umfangreiche Zimmererarbeiten erforderlich waren, um die Schäden am Dachstuhl zu beheben. Erst danach konnten die eigentlichen Dach- und Fassadenarbeiten in Angriff genommen werden. Engpässe beim Material verzögerten die Maßnahme, denn die Lieferung der speziellen Tonbiber-Ziegel, die nach historischem Vorbild eigens angefertigt wurden, ließ lange auch sich warten.
Parallel zur Dachdeckung wurden auch Instandsetzungen am Mauerwerk durchgeführt. Besonders die Turmseiten auf der Ost- und Südwestseite der Kirche bedurften umfangreicher Reparaturen. Fehlstellen im Mauerwerk wurden mit neuem Naturstein ergänzt.
Die Geschichte dieser so wunderbar trutzigen kleinen Kirche reicht weit zurück. Das Gotteshaus steht auf den Grundmauern einer Höhenburg aus dem 8. Jhd. Der massive romanische Westquerturm schließt sich an das spätgotisch erweiterte, rechteckige Kirchenschiff mit seinen kleinen Fenstern an. Über der Eingangspforte an der Südseite ist eine Platte aus Bösenburger Buntsandstein mit dem Text Martin Luthers „Ein(e) feste Burg ist unser Gott“ eingelassen. Bemerkenswert ist auch die außergewöhnliche Anzahl historischer Grabsteine aus dem 17. und 18. Jhd. auf dem Gottesacker gleich neben der Kirche. In jener Zeit war der Ort für die „Bösenburger Steinmetzschule“. Der begehrte Buntsandstein wurde in unterirdischen Steinbrüchen im Burgberg gebrochen und sogar bis ins Schloss Sanssouci geliefert.
Der Turm wird eingerüstet
Holzschäden am Stuhl im Chorabschluß
Neue Schwelle mit Stuhl und Laschen
Turm mit eingelatteter Südseite und neuer Traufe
Südliche Dachfläche mit den neuen Tonbiberziegeln
Die historische Bedeutung der Kirche machte eine enge Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden notwendig. Besonders bei der Auswahl der Tonziegel für die Dacheindeckung musste darauf geachtet werden, dass sie den Originalmaterialien entsprechen. Die Wahl fiel schließlich auf gebürstete Tonbiber mit Segmentschnitt, welche den noch erhaltenen originalen Ziegeln nachempfunden wurden.
Die veranschlagten Kosten konnten im Wesentlichen eingehalten werden. Einsparungen ergaben sich zwar beim Gerüstbau, dafür kam es bei den Dachdecker- und Zimmererarbeiten zu leichten Kostenverschiebungen. Die Stiftung KiBa hat die Maßnahmen mit 15.000 Euro aus Mitteln der Dr. Hans und Marianne Raue-Stiftung gefördert.
Trotz des erfolgreichen Abschlusses des ersten Bauabschnitts bleibt noch viel Arbeit an St. Michael zu erledigen. So konnte der Turm im ersten Abschnitt nicht neu gedeckt werden – dafür hatten die Finanzen nicht ausgereicht. Ein zweiter Bauabschnitt wurde projektiert und befindet sich aktuell in der Umsetzung.
Die Kirchengemeinde Bösenburg nimmt im Kirchspiel und Pfarrbereich eine besondere Rolle ein. Sie ist zwar klein, vermag jedoch zu Höhepunkten viele Besucher anzuziehen. Über die gemeinsame Bauwoche mit der Jugendbauhütte hat sich die Kirche zu einem lebendigen Begegnungsort inmitten des Dorfes entwickelt. Egal ob evangelisch oder konfessionslos – die Menschen in Bösenburg haben durch die Sanierung ein neues Bewusstsein für ihre Kirche entdeckt. Mit ihren Spenden und ihrem Engagement setzten sie sich stark für ihren Erhalt ein. Sie suchen und fördern die Gemeinschaft.