„Faszinierende mittelalterliche Baukunst“
Umfangreiche Sanierung der Dorfkirche Demerthin
Im äußersten Nordwesten Brandenburgs liegt ein „ungangbares Waldgebiet“ (altpolabisch: pregynica) – besser bekannt als die Prignitz. Im gleichnamigen Kirchenkreis der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg stehen zahlreiche wunderschöne Kirchen: zum Beispiel die Dorfkirche in Demerthin, einem Ortsteil von Gumtow.
Ursprünglich war Demerthin ein so genanntes Rundangerdorf. Bei dieser Siedlungsform, die man in ganz Mitteleuropa findet, sind die Bauernhäuser kreisförmig um einen inneren Platz mit Dorfteich angeordnet. So richtig erkennbar ist das heute in nicht mehr in Demerthin – die Bundesstraße 5 führt mitten durch durchs Dorf.
Das Kirchenpatronat lag von 1438-1945 bei der märkischen Adelsfamilie von Klitzing. Die letzte Patronin war Adda von Klitzing (1876–1956). Im Kirchenkampf während der NS-Zeit gehörte sie der Bekennenden Kirche an. Um 1430 wurde der Bau spätmittelalterliche Saalkirche in Auftrag gegeben. Errichtet wurde die Dorfkirche in rustikalem Feldsteinmauerwerk. Der Westquerturm wurde um 1500 erbaut, das Oberteil aus Backstein in neugotischen Formen in den Jahren 1896/97 hinzugefügt. Die Dorfkirche und das 1604 errichtete Renaissanceschloss von Demerthin bilden ein Ensemble.
2020 wurde deutlich, dass umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an der gesamten Gebäudesubstanz erforderlich waren, um die faszinierende mittelalterliche Baukunst für kommende Generationen zu erhalten. Über 360.000 Euro waren dafür veranschlagt: Kirchenkreis, Landeskirche, die Stiftung KiBa, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und weitere Geldgeber haben dazu beigetragen, dass die Sanierung am Ende erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Auch auf europäischer Ebene wurde über die Liaison entre actions de développement de l’économie rurale (Verbund der Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft - kurz: LEADER) mitfinanziert.
Südfassade vor der Sanierung
Innenraum vor der Sanierung (Blick nach Osten)
Innenraum vor der Sanierung (Blick nach Westen zur Orgel)
Starke Schäden an der Dachkonstruktion
Eingerüstete Kirche
Die Deckenbalken werden saniert
Dachkonstruktion: Sanierung und Erneuerung der Dielung
Neue Bronzeglocke
Innenraum nach der Sanierung und Einbau der Beleuchtung
Restaurierung der mittelalterlichen Malereien
Im Fokus der Maßnahmen stand vor allem das Kirchenschiff mit erheblichen Schäden an Dach und Innenraum und Fassade. Letztere war durch Witterungseinflüsse stark beschädigt. Frühere Reparaturen mit ungeeignetem Mörtel hatten die bestehenden Feuchtigkeitsschäden eher verschlimmert. Im Bereich der Traufe war die Dachkonstruktion aus Eiche von Pilzen und anderen Schädlingen befallen. Dadurch war auch die Statik beeinträchtigt. Im Inneren der Kirche waren vor allem in Bodennähe die Schäden durch eingedrungene Feuchtigkeit nicht zu übersehen. Fenster und Bänke waren ebenfalls in schlechtem Zustand. Eine Gefahr stellte auch die veraltete Elektroanlage dar.
Das Dach wurde komplett neu eingedeckt, beschädigte Holzbauteile ersetzt und der Dachstuhl verstärkt. Auch die Blitzschutzanlage wurde erneuert. An der Fassade wurden die Fugen und das Mauerwerk saniert, beschädigte Steine ersetzt und die Fensterleibungen restauriert. Im Innenraum wurden die Wände teils neu verputzt, Malereien gesichert, die Bänke repariert und die Elektroanlage erneuert.
Regelmäßig finden Gottesdienste, Konzerte und Lesungen in der Dorfkirche statt. Besondere Höhepunkte sind das jährlich stattfindende Martinsfest und der in Zusammenarbeit mit der Grundschule Demerthin entwickelte Schulanfangsgottesdienst. Die Menschen im Ort stehen für ihre Kirche ein, Ehrenamtliche führen Besucher gerne durch „ihr“ Gotteshaus. Die Zusammenarbeit mit dem Demerthiner Schloss steigert überdies die touristische Attraktivität. Überregionale Gottesdienste und Konzerte sind gehören ebenfalls dazu.