Fünf Jahre ohne Kirche
In Fechheim fehlt der Mittelpunkt
Heute weiß man, dass Spannungen und Bewegungen im Langhaus der Grund für den Absturz waren. Die schwammige Decke mit ihren trockenen Fresken konnte den Druck nicht mehr halten. Risse gab es aber schon immer – die Michaelskirche ist über die Jahrhunderte immer wieder in Teilen restauriert und nachgebessert worden. Seit die Fechheimer Hauptstraße als Umgehungsstraße genutzt wird, nehmen die äußeren Erschütterungen durch den Verkehr weiter zu. Und die jüngsten Trockenperioden haben die lehmige Erde schrumpfen lassen, die Fundamente setzen sich unterschiedlich und es kommt zu weiteren Spannungen.
Gottesdienste können hier nicht stattfinden: im Sommer weicht die Gemeinde in die angrenzende Scheune aus, im Winter in das Gemeindehaus. Hier ist wenig Platz, große Gottesdienste – wie zuletzt die Konfirmationsfeiern am Palmsonntag – finden daher stets in der unbeheizten Kirchenscheune statt. Gerade für ältere Gottesdienstbesucher ist das eine Katastrophe. Die Folge: in den letzten Jahren gingen die Nachfragen an Taufen oder Trauungen immer weiter zurück, auch die Besucherzahlen der Gottesdienste nahmen kontinuierlich ab. Nach fünf Jahren ohne Kirche war die Stimmung in der Kirchengemeinde auf dem Nullpunkt.
Fechheim liegt idyllisch im Coburger Land, die Michaelskirche steht im Mittelpunkt.
Schöne Emporenbilder, Deckenmalereien sowie Schnitzereien an Kanzel und Epistelstuhl schmücken das Innere.
2013 brachen Teile des Deckengemäldes ab - ein Stützgerüst wurde installiert
Fünf Jahre lang ohne Kirche - das Gotteshaus blieb gesperrt.
Jetzt ist die Kirche eingerüstet und die Sanierungsarbeiten laufen
Inzwischen aber sehen die Fechheimer wieder Licht am Ende des Tunnels. Ein ambitioniertes Bauprojekt wurde ins Leben gerufen, das seit 2018 läuft – voraussichtlich Ende 2020 soll alles fertig werden. Es geht um nichts geringeres, als die Michaelskirche wieder als voll nutzbares Gotteshaus herzurichten. Denn der Mittelpunkt des Gemeindelebens fehlt. Die Menschen aus den unterschiedlichen Dörfern identifizieren sich sehr stark mit ihrer Kirche, sie ist ein Ort der Begegnung. Und: der Erhalt einer der ersten Urpfarreien im Coburger Land habe auch eine hohe kulturell-historische Bedeutung für Fechheim, heißt es in der Zielstellung des Vorhabens.
Fast die Hälfte der Kosten wird die bayerische Landeskirche beisteuern, der Großteil des übrigen Betrages kommt von der Kirchengemeinde selbst, die sich mit zahlreichen Aktionen und einem eigens gegründeten Fundraisingausschuss seit Jahren nach Kräften engagiert. Kommunen und verschiedene Stiftungen – darunter natürlich auch die Stiftung KiBa, die mit 20.000 Euro fördert – sind weitere Finanzierungspartner.
Derzeit kommen die Sanierungsarbeiten gut voran, wie aus Fechheim zu hören ist. Man ist guter Hoffnung, am Ende der Maßnahmen mit Stolz wieder eine der bemerkenswertesten Kirchen im Coburger Land für alle Besucher öffnen zu können.