Lieferschwierigkeiten und Corona
Die Instandsetzung von St. Johannes in Hayn war herausfordernd
Auf 580m Höhe auf dem Auerberg im Südharz steht das Josephsskreuz, eine markante Stahlkonstruktion, knapp 40m hoch und 125 Tonnen schwer. Von der Aussichtplattform reicht der Blick vom Brocken bis weit nach Magdeburg. Und ins Tal nach Hayn. Da hat sich manch einer vielleicht gefragt, warum die Kirche so lange eingerüstet war.
Zwei Mal hat die KiBa die neogotische St. Johannes-Kirche im Kreis Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) gefördert: 2020 ging es um die Instandsetzung von Mauerwerk und Fassade, im Jahr darauf stand die statische Sicherung des Turms im Fokus. Dessen konkrete Planung begann im Juni 2021, als die Finanzierung der Baumaßnahme gesichert war – nicht zuletzt durch die Förderzusage der Stiftung KiBa in Höhe von 10.000 Euro.
1888/89 stellte Oskar Delius, königlich-preußischer Landbaumeister und Geheimer Oberbaurat in Berlin, seine Entwürfe für die Kirche vor. Auf einem mittelalterlichen Unterbau würde ein neogotisches Gotteshaus mit Ostturm, breitem Kirchenschiff und einem Anbau an der Nordseite des Turms entstehen.
Will man ein solches Bauwerk sanieren, sind entsprechende Abstimmungen mit den Denkmalschutzbehörden unter Beachtung der Vorschriften ebenso unumgänglich wie eine lückenlose Dokumentation – und sei es noch so dringend. Immerhin gab es bereits Risse im Turmmauerwerk, starke Feuchtigkeitsschäden hatten den Außenputz verschlissen und abbröckeln lassen. Im unteren Bereich war bereits das Kreuzgewölbe – der älteste Teil der Kirche – durchfeuchtet. Dabei waren Turm und Kirchenschiff bereits in den 1990er Jahren neu verputzt worden. Offenkundig nicht fachgerecht und mit zu fester Substanz.
St. Johannes Heyn von Süden aus - vor der Sanierung im März 2017
Blick nach Westen. Eine spitzbogige Bretterdecke überspannt das Innere, der Raum ist geprägt durch die Holzempore
Schlichte neogotische Formen. Das Wandgemälde zeigt die Auferstehung Christi, der Kanzelaltar ist bauzeitlich
Arbeiten am Sakristeianbau
Auch die Turmeingangstür ist restauriert
Vom schadhaften Putz und den Mauwerwerksschäden ist nichts mehr zu sehen
Eine Rampe ermöglicht jetzt den barrierefreien Zugang zur Kirche
Mit dem erfolgreichen Abschluss der Sanierung hat die Gemeinde einen wichtigen Schritt für den Erhalt ihrer Kirche getan
Ende September 2021 nahm das Projekt mit der Bauanlaufberatung vor Ort allmählich Fahrt auf. Der Zustand der Fundamente wurde geprüft und der Putz am Turmsockel entfernt. Nach dem Gerüstbau im Oktober 2021 konnte das Mauerwerk gesichert und instandgesetzt werden. Stockflecken, Algen- und Pilzbefall wurden entfernt. Regelmäßig hatte das Projekt mit coronabedingten Personalausfällen und Lieferschwierigkeiten zu kämpfen, immer wieder mussten die Arbeiten unterbrochen werden und die Baustelle kam zum Stillstand. Dadurch verschob sich alles nach hinten. Die Winter im Harz sind kalt, so dass die Wandflächen erst im Mai 2022 gestrichen werden konnten.
Am Ende ist doch noch alles gut gegangen – und sogar mehr geschafft als ursprünglich vorgesehen. Zum Beispiel wurde eine Rampe mit Podest und Geländer am Eingang errichtet: jetzt ist der Zugang zu Kirche und Sakristei barrierefrei. Überdies wurden die Bleiverglasungen instandgesetzt und die Turmeingangstür restauriert.
Das Gemeindeleben in St. Johannes ist sehr vielfältig und aktiv. Regelmäßig finden verschiedene Kreise für unterschiedlichste Gruppen statt – das Angebot reicht vom Seniorenkreis über den Hauskreis bis hin zu Glaubenskursen. In der Jungen Gemeinde treffen sich junge Erwachsene und Familien, dazu gibt es eine Konfirmanden- und eine Kindergruppe. Die Feste im Kirchenjahr werden gemeinsam begangen. Mit dem erfolgreichen Abschluss der Sanierung hat die Gemeinde einen wichtigen Schritt für den Erhalt ihrer Kirche getan und in die Zukunft investiert.