Prediger mit Schmunzelfaktor
Matthias Brodowy: Kabarett gegen das Meckern im Land
Matthias Brodowy ist Kabarettist, Musiker und seit Juni im Kirchenvorstand der Marktkirche in Hannover. Der 52jährige Künstler liebt seine Heimatstadt Hannover, die norddeutsche Schlichtheit der gotischen Marktkirche und wünscht sich, dass die Kirche ihre positiven Seiten mehr herausstellt.
Wer sich mit dem Kabarettisten Matthias Brodowy trifft und wie die Autorin zuvor Auftritte des Künstlers angeschaut hat, sieht gleich Szenen aus seinen Programmen vor Augen und muss schmunzeln. „Klappstuhl und ich“ heißt etwa eine seiner satirischen Lesungen, für die er auf einem Klappstuhl sitzend den Alltag der Menschen auf der Straße beobachtet hat. Da fällt ein Passant in einen Gully, obwohl Brodowy ihm noch ein „Obacht!“ zuruft, der herbeigeeilte Polizist trägt zu enge Hosen, deren Nähte an einer empfindlichen Stelle reißen, als er den Beobachter Brodowy befragt. Er gehe mit Loriot’schen Ohren und Augen durch die Welt, sagt Brodowy von sich. Das befähige ihn, jede Alltagssituation humoristisch zu interpretieren.
Der 52Jährige, der unter anderem mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet wurde und dessen Mentor der Humorist Hanns Dieter Hüsch war, trägt Anzug, die Regenjacke um den Arm gewickelt, die Haare sind leicht verwuschelt. Er möchte, sagt er ohne Eitelkeit, seinem Publikum einen schönen Abend machen, im besten Fall zum Nachdenken anregen. „Das Lustigste ist meist das, was tatsächlich geschehen ist.“
Anfang 2023 konvertierte Brodowy zum evangelischen Glauben, nachdem er lange Zeit mit dem katholischen Amtsverständnis gehadert hatte. Er habe als Messdiener den Wunsch gehabt, Pfarrer zu werden, erzählt er, doch das sei mit der ersten Freundin nicht mehr möglich gewesen. Die Gemeinde der Marktkirche, zu deren Kirchenvorstand er seit Juni gehört, kannte er bereits, da er gemeinsam mit dem hannoverschen Superintendenten das Straßenmagazin „Asphalt“ herausgibt. Für ihn sei es wichtig, in seiner Gemeinde aktiv zu sein. „Als Kirchenvorstand möchte ich die Menschen motivieren, ehrenamtlich tätig zu sein. Ich setze mich für eine diakonische, von Menschen gestützte Kirche ein.“
Brodowy stammt aus einem ökumenischen Elternhaus. Er studierte katholische Theologie und Germanistik auf Lehramt und ließ sich zum nebenberuflichen Kirchenmusiker ausbilden. Gleichzeitig feierte er erste Erfolge auf der Bühne und wurde schließlich Kabarettist statt Gymnasiallehrer. In seiner Heimatstadt Hannover, der er mit dem Lied „Stadt mit Keks“ eine Liebeserklärung gemacht hat, übt er zahlreiche Ehrenämter aus, etwa als Schirmherr eines ambulanten Hospiz und Palliativdienstes. Derzeit arbeitet er an seinem zwölften Soloprogramm, das „auch ein Stück gegen das Meckern im Land werden soll“.
Wie schafft er es, seine Arbeit, die Ehrenämter und die Familie mit Frau, Sohn und Tochter unter einen Hut zu bringen? „Ich liebe, was ich tue“, sagt er. Das relativiere, dass er mitunter abends erschöpft sei. Um zu sich zu kommen, macht er Musik, läuft und liest meist mehrere Bücher gleichzeitig. Möglich, dass er bald erneut eine Bürgerpredigt in der Marktkirche hält. Er denke dafür theologisch, baue aber den einen oder anderen Schmunzelfaktor ein, meint er und lacht: „Ich darf das ja.“
Von Katrin Wienefeld
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