Stadtkirche St. Nicolai Schmölln (Thüringen)
Stadtkirche St. Nicolai Schmölln (Thüringen) Uwe Kretzschmar

Ein Halleluja zum Festgottesdienst

Feier zum Abschluss der Außensanierung der Schmöllner Stadtkirche

Musikalische Grüße vom Kirchenchor der Partnergemeinde Mühlacker, Predigt des Regionalbischofs Tobias Schüfer sowie Grußworte und ein Scheck vom Kirchbauverein zum Abschluss der Außensanierung der Schmöllner Stadtkirche.

Höhepunkt  und Abschluss des dreitägigen Stadtkirchenfestes anlässlich der Beendigung der Bauarbeiten nach acht Jahren an der Schmöllner Stadtkirche Sankt Nicolai war der Festgottesdienst am Sonntag. Ein mehrstimmiges, kräftiges Halleluja erklang zu Beginn. Mitglieder des Kirchenchores aus der Partnerkirchgemeinde Mühlacker waren zu den Festtagen angereist, um den Singkreis der Schmöllner und den Posaunenchor beim Festgottesdienst zu unterstützen.

„Es ist nur eine Stelle, an der es bröckelt, und wenn es bröckelt, dann nicht nur an einer Stelle, begann Regionalbischof Tobias Schüfer seine Predigt von der Kanzel. „Hättet Ihr gewusst, was auf Euch zukommt, wer weiß, ob Ihr den Weg gegangen wärt.“ 2013 mit der Planung begonnen, stand eine Summe von einer Million Euro im Raum. 40 Prozent davon musste die Kirchgemeinde selbst aufbringen. Wie soll das geschehen? Vernünftig ist es nicht! Man muss schon ein bisschen verrückt sein.

Die Zweifler waren da, blickt Tobias Schüfer zurück. Aber voller Hoffnung, getragen vom Glauben, ging es los. Die Musterachse wurde 2016 gefertigt, um zu sehen, wie die Kirche einst aussehen könnte. Mehr und mehr Schäden traten zutage, auf dem Dach, am Kirchturm, schwere Mängel am Holz und versteckte Unzulänglichkeiten am Grundputz wurden festgestellt. Aus einer Million Euro wurden zwei. Und mit dem Ende der Bauzeit steht eine Summe von 2,7 Millionen Euro im Raum. Die Probleme wurden schrittweise gelöst, weil sich Menschen finden, die das Vorhaben unterstützen, merkte der Regionalbischof an, der niemanden nennen mochte, es dann aber mit einer Ausnahme tat, den Kirchbauverein. Es gab kleine und große Spender und Menschen, die durch ihr Gebet alles begleiteten. „Am Anfang standen Menschen, die nicht wegsehen, die loslegen, vom Glauben und der Hoffnung getragen. Dabei hätte das Renovierungsvorhaben schon bei der Nennung der ersten Summe zu Ende sein können. So, wie Jesus einst seine Jünger zusammennahm und das wenige Brot verteilte, weil es zwar wenig, aber nicht nichts ist, fanden sich hier Menschen zusammen, die auf das blickten, was da ist und begannen, fuhr Tobias Schüfer fort. Was ist nicht alles gelungen. Das Fixieren auf Probleme wird nicht weiterhelfen. Sollte das einmal geschehen oder die Anstrengungen der Sanierung in Vergessenheit geraten, „dann lauft einmal um diese Kirche herum und nehmt das Wenige und vertraut und fangt an. Und bei Gott werden wir sehen, es reicht“, riet der Regionalbischof.

Dekan Jürgen Huber überbringt die Grußworte aus der Partergemeinde Mühlacker

Dekan Jürgen Huber überbringt die Grußworte aus der Partergemeinde Mühlacker (c) Ulrike Grötsch

Die Kirche ist zum Festgottesdienst gut besucht

Die Kirche ist zum Festgottesdienst gut besucht (c) Ulrike Grötsch

Pfarrer Thomas Eisner hat den Scheck über 50.000 Euro vom Vereinsvorsitzenden des Kirchbauvereins, Dr. Jörg Milde (l.), entgegengenommen

Pfarrer Thomas Eisner hat den Scheck über 50.000 Euro vom Vereinsvorsitzenden des Kirchbauvereins, Dr. Jörg Milde (l.), entgegengenommen (c) Ulrike Grötsch

Regionalbischof Tobias Schüfer während der Predigt

Regionalbischof Tobias Schüfer während der Predigt (c) Ulrike Grötsch

Der Kirchenchor Mühlacker musiziert mit dem Singkreis Schmölln

Der Kirchenchor Mühlacker musiziert mit dem Singkreis Schmölln (c) Ulrike Grötsch

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Das erste Grußwort hielt der Vorsitzende des Kirchbauvereis Sankt Nicolai Jörg Milde. Er sprach von der Vereinsgründung 2017 und davon ob man ein Haus auf Fels oder Sand errichten sollte, von den vielen Zweiflern und den vielen kleinen Firmen und den Betrieben, der Partnergemeinde Mühlacker, den vielen Bürgern, dem Stadtrat und dem Bürgermeister, die dauerhaft und großartig unterstützten. Wie der Verein mit Benefizveranstaltungen der unterschiedlichsten Genres die Akzeptanz für den Bau erhöhte. Er dankte allen Künstlern, die daran beteiligt waren. Am Ende, so sagte er, sind 270.000 Euro durch den Kirchbauverein eingeworben worden. „Mit solch überwältigender Resonanz haben wir nicht gerechnet“, so Jörg Milde. Er dankte den Architekten und Planern und allen Helfern und er dankte Pfarrer Thomas Eisner, der als Bauherr fungierte und schlaflose Nächte ob des Projektes hatte. Dann überreichte er Thomas Eisner noch einmal einen Scheck, dieses Mal über 50.000 Euro. Diese Gelder sollen für den Einbau der barrierearmen Toilette genutzt werden. „Unsere Aufgaben sind erfüllt, der Verein löst sich am Jahresende auf. Erfreuen Sie sich daran, was wir mit Gottes Hilfe mitgeschaffen haben“, sagt er zum Schluss.

Grußworte überbrachte auch Dekan Jürgen Huber von der Partnergemeinde Mühlacker. Er sprach davon, wie schon kleine Projekte bei großen Kirchgemeinden scheiterten und zollte Lob und Respekt vor der hier geleisteten Arbeit. Als kleinen Gruß überreichte er einen Gutschein für die Kinderkirchenarbeit und hofft, dass die Kleinen künftig die Partnerschaft der beiden Kirchgemeinden fortsetzen werden. Auch Schmöllns Bürgermeister Sven Schrade und die neue Superintendentin Annette von Biela überbrachten Grußworte. Der Bürgermeister sprach davon, dass es nicht nur ein Haus Gottes, sondern der Stadtgesellschaft ist, nicht nur prägend für die Kirchgemeinde, auch für die Stadt. Der Gemeindekirchenrat dankte Jörg Milde, der wie ein Kapitän in ruhigen wie stürmischen Gewässern Impulse gab, als auch dem Regionalbischof, der Superintendentin sowie den Grußwortüberbringern, der Landeskirche und dem Kirchenkreis für ihre Unterstützung, den Planern und Architekten, den am Bau Beteiligten, die eine tolle Arbeit geleistet haben.

Die KiBa ist ein langjähriger Partner der Stadtkirche: in den Jahren von 2018 bis 2021 hat die Stiftung jährlich mit 15.000 Euro gefördert und die Sanierung der Kirche in mehreren Bauabschnitten begleitet. St. Nicolai wurde im 15. Jh. als dreischiffige spätgotische Hallenkirche erbaut. 1772 zerstörte ein Brand den Bau bis auf die Grundmauern. Bereits ein Jahr später begann der Wiederaufbau. Der untere Turmbereich ist noch romanisch, der Chor spätgotisch gestaltet. Die Innenausstattung wurde Ende des 19 Jh. erneuert. Sehenswert sind die Baldachine, Konsolen und Pfeilerfilialen der Südfassade und die Jehmlich-Orgel von 1917 auf der oberen Empore.