St. Ägidii ist instandgesetzt
Neues Turmdach für Kleinballhausen
Kleinballhausen liegt im alten fränkisch-thüringischen Altgau, im Thüringer Becken gute fünf Kilometer östlich von Bad Tennstedt. Seit 1952 ist der Ort Teil der Gemeinde Ballhausen. Politisch gehört das Ganze zur Verwaltungsgemeinschaft Bad Tennstedt, kirchlich zum Evangelischen Kirchspiel Bad Tennstedt im Kirchenkreis Mühlhausen.
Das Dorf ist im 11./12. Jhd. vermutliche als wendische bzw. slawische Fialgründung des benachbarten Großballhausen entstanden sein, die Slawen wurden wahrscheinlich zur Bearbeitung des fruchtbaren Bodens hier angesiedelt. 1128 bestätigte Erzbischof Adalbert I. dem Chorherrenstift in Jechaburg verschiedene neuerworbene Güter und den Slawenzehnten in Ballhausen. In einer Urkunde von 1250 wird der benachbarte Ort Großballhausen als „Wideroldus plebanus de maiori Ballinhusen“ erwähnt, es hat also mit ziemlicher Sicherheit schon damals neben Groß- auch ein Kleinballhausen gegeben.
Die St.-Ägidii-Kirche zu Kleinballhausen steht am westlichen Rand und prägt mit ihrem hochaufragenden gotischen Kirchturm entscheidend die bauliche Silhouette des Ortes. Im wesentlichen besteht das Gotteshaus aus einem langgestreckten Kirchenschiff mit geradem Abschluss und dem sich anschließenden Kirchturm im Norden. Vermutlich wurde die Kirche um 1500 errichtet, im 17./18. Jahrhundert erfolgten wesentliche Umbauten, die das Aussehen der Kirche noch heute prägen. Den Innenraum überspannt eine verputzte Holztonne, den Charakter prägen auch die zweistöckige Hufeisenempore und die Patronatsloge mit ihren Butzenfenstern. Von der Ausstattung sind der barocke Kanzelaltar, das Flügelretabel mit Halbrelieffiguren (1500) und das verwitterte Kreuzigungsrelief (1496) sowie das Epitaph mit der Darstellung des Christoph von Werthern in spanischer Tracht (1562) sowie das 1522 angefertigte, farbig gefasste Steinepitaph besonders hervorzuheben.
Der eingerüstete Kirchturm von St. Ägidii während der Instandsetzungsarbeiten
Nur von zwei Stützen getragene Dachreiter: das Holz ist durch destruktive Fäulnis, Insekten und gelöste Verbindungen schwer geschädigt
Das Innere der freigelegten Dachkonstruktion
Querschnitt des Hauptgesimses, während der Teilerneuerung und Restaurierung
Die Firstverwahrung der gotischen Walmdachhaube aus Kupfer mit den beiden Kragständern ist fertig
Turmdach-Ostseite mit Uhrgaupe. Die Kehlen zur Uhrdachgaupe sind „weich“ eingedeckt.
Fertiges Turmdach Turmdach mit Walmdachfläche in Altdeutscher Schieferdeckung und restauriertem Hauptgesims
In den 1990er Jahren wurden die Kirchengemeinden Groß- und Kleinballhausen zur Ev. Kirchengemeinde Ballhausen zusammengelegt. Damit verfügt die Gemeinde verfügt über zwei Kirchenbauwerke. 2006 wurde das Kirchenschiff instandgesetzt – auch damals schon mit Unterstützung der KiBa – 2019 wurde klar, dass der Turm und das Schiff schwere statisch-konstruktive Schäden aufwiesen. Eine dringende Sicherung und Instandsetzung wurde unumgänglich. Knapp 140.00 Euro waren dafür kalkuliert, über ein Drittel haben die Gemeinde und der Kirchenkreis aufgebracht, ein weiteres Drittel kam aus der Städtebauförderung. Weitere 10.000 Euro hat die Stiftung KiBa beigesteuert, darüber hinaus war St. Ägidii auch die „KiBa-Kirche des Monats Mai 2020“.
Ziel der Baumaßnahme war die dauerhafte Instandsetzung des Turmdaches einschließlich der Holzbalkendecke, um die Standsicherheit des Gebäudes wieder herzustellen. Dabei wurde größter Wert auf die denkmalgerechte Ausführung und auf den Erhalt der vorhandenen Bausubstanz gelegt – denn das ist dieser wunderschönen Kirche auf jeden Fall angemessen.
St. Ägidii verfügt über ein regionales und überregionales Gemeindeleben, neben den regulären Gottesdienstenten wird die Kirche für Konzerte und Ausstellungen zur Ortsgeschichte genutzt. Durch ihre unmittelbare Nähe zum überregionalen Unstrut-Rad- und Wanderweg ist die Kirche auch für externe Besucher, Wanderer, Radfahrer u.a. interessant.
- St. Ägidii Kleinballhausen in der Projektdatenbank
- Projekt „Zukunft säen“ aus Ballhausen
Bischöfe ehrten Preisträger für den Wettbewerb „Kirchen-Grün“