Stern-Stunde
Wie ein Herrnhuter eine ganze Familie begeistert
„In unserer Kirche hängt zu Weihnachten immer ein riesiger Herrnhuter Stern über dem Altar“, erzählte ein Mann. „So einen will ich auch für zu Hause.“ Bestimmt fünf Jahre ist das her. Nie ist er dazu gekommen, einen Stern zu kaufen – bis jetzt. Und als seine Gattin ein Foto des Sterns an die Familie schickt, löst sie einen wahren Sturm der Begeisterung aus.
Einen Traum habe ihr Mann sich hier erfüllt, schreibt sie über WhatsApp. Der bekommt das erst gar nicht mit, denn nach dem doch etwas kniffligen Zusammenbau und dem Aufhängen des Sterns im Flur findet er, dass er sich eine Pause redlich verdient habe. Auf einmal steht sein Telefon nicht mehr still, im Minutentakt kommen Nachrichten aus der Familie herein. Wie schön das aussehe und wie wichtig Träume seien. Sogar Anerkennung dafür, dass er den Stern selbst zusammengebaut habe. Dann kommen noch Bilder, denn es zeigt sich, dass es viele weitere Herrnhuter Sterne in der Familie gibt. Es ist ein wunderbarer Moment der Verbundenheit, denn die Familie ist über weite Teile Deutschlands verteilt.
Herrnhuter Sterne sind ausgesprochen beliebt und in der Advents- und Weihnachtszeit findet man sie allenthalben in den Wohnzimmern aber auch an Kirchen und anderen Gebäuden. Und er ist international geworden, auf der ganzen Welt sieht man ihn, z.B. als Moravian Star im US-Bundesstat Pennsylvania. Seinen Siegeszug hat er vor mehr als 160 Jahren aus der kleinen Landstadt Herrnhut, die in der Oberlausitz im Landkreis Görlitz liegt. Hier befindet sich das der Stammsitz der Herrnhuter Brüdergemeine, die aus der böhmischen Reformation des 15. Jahrhunderts hervorgegangen ist. Der erste Stern hing 1821 in der Unitäts-Knabenanstalt in Niesky anlässlich der Feier zum 50. Jahrestags der Anstalt. Sein schlichtes Design passte gut in die weißen Säle der Brüdergemeinde. Das zerlegbare Modell eines Sterns ist die Idee des Geschäftsmann Pieter Hendrik Verbeek.
Inzwischen gehen die Nachrichten über die WhatsApp-Gruppe weiter. Ein Stern sei ein Lichtblick und so einer sei gerade jetzt wichtig, schreibt der Vater unseres Erzählers. Fast zwei Wochen hat seine Frau im Krankenhaus verbracht, nur langsam erholt sie sich von einer langwierigen Operation. Doch morgen werde sie wieder nach Hause kommen und die Nachrichten der Ärzte machen Mut. Da strahlt das Licht des Sterns gleich viel heller! Um ganz sicher zu gehen, wird daheim noch ein weiterer Stern aufgehängt, den ihm seine Tochter im Jahr zuvor zu Weihnachten geschenkt hat.
Heute hat die Herrnhuter Sterne GmbH mehr als sechzig verschiedene Varianten nebst Zubehör für die Beleuchtung im Sortiment. Über 600.000 Exemplare werden jedes Jahr produziert. So manche evangelische Gemeinde besitzt noch einen Stern aus der Anfangszeit der Produktion. Die Sterne wurden vor achtzig Jahren gekauft, um die Herrnhuter Brüdergemeine zu unterstützen und deren Missionsarbeit zu fördern. Zu DDR-Zeiten wurde in der VEB Stern gefertigt, die meisten Stücke gingen gegen harte Devisen ins Ausland.
Jeden Tag sieht unser Mann nun „seinen“ Stern, denn der hängt im Wohnungsflur. Das warme Licht scheint bis in die angrenzenden Räume. In zwei Tagen ist Heiligabend und das Licht der Weihnachtstage schon ganz nah.
Wir wünschen einen gesegneten 4. Advent!