Erkundung einer Halbinsel
Mit dem Ausflug auf den Darß klingt die Mitgliederversammlung aus
„Fischland – Darß – Zingst“: das könnten lautmalerisch auch fiktive Orte in einem phantastischen Roman sein. Tatsächlich dreht es sich aber um eine Halbinsel an der südlichen Ostküste Mecklenburgs und um das Ausflugsziel zum Abschluss der Mitgliederversammlung.
Am Sonntag ist die Mitgliederversammlung des Fördervereins eigentlich schon vorbei, aber viele Teilnehmer sind in Rostock geblieben um am Ausflugsprogramm teilzunehmen. Einige von ihnen waren auch schon auf dem Darß, aber für die meisten ist die Halbinsel buchstäblich Neuland, das es zusammen mit der KiBa heute zu erkunden gilt. Mit zwei Reisebussen geht es los!
Knappe 50 Kilometer Fahrt über die Bundesstraße 105 sind es von der Universitäts- und Hansestadt Rostock, kurz vor Ribnitz-Damgarten biegt die Route nach Norden auf den „Dornenort“ ab – der Name „Darß“ leitet sich ab vom altslawischen dračĭ für Dornenstrauch. Der größte Teil der geologisch sehr jungen Landschaft ist vom 5.800 Hektar Darßwald bedeckt und ist Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Ursprünglich war der Darß eine Insel. Um 1392 wurde der Loop oder auch Darßer Kanal von den Rostockern zugeschüttet und der Darß mit dem Fischland zur Halbinsel verbunden. Der alte Grenzweg in Ahrenshoop ist heute mit einer Tafel gekennzeichnet. Hier findet auch der erste Stop mit einem kleinen Gang durch die Künstlerkolonie und einem traumhaft schönen Blick auf die Ostsee statt.
Kurz danach gibt es die Ahrenshooper Schifferkirche von 1951 zu besichtigen. Ihre eigenwillige Gestaltung mit einem Tonnengewölbe aus Holz erinnert an einen umgedrehten Schiffsrumpf. Weil die finanziellen Mittel zu DDR-Zeiten begrenzt waren, musste der Architekt improvisieren: die Marmorplatte auf dem Altar war ursprünglich die Schreibtischplatte seines Vaters in Prerow und die Taufschale ein Mitbringsel seiner Mutter aus Russland. Die vier Schiffsmodelle, die von der Decke herabhängen, hat der Ahrenshooper Kapitän Heinrich Voss in den 1950er-Jahren gebaut und der Kirche gestiftet. Nur den metallenen Glockenstuhl möchte keiner so richtig als Turm verstehen.
Aussichtspunkt an der Künstlerkolonie Ahrenshoop
Nach der Busfahrt tun eine paar Schritte durch Ahrenhoop richtig gut
Bei traumhaften Wetter lädt der Strand zum Verweilen ein - mehr Zeit müsste man haben!
Die Schifferkirche in Ahrenshoop wurde zu DDR-Zeiten errichtet.
2005 wurde die Schifferkirche umfassend saniert.
Stahlplatten um den Glockenstuhl leiten den Schall der drei Glocken
Die Seemannskirche war einst wichtiger Orientierungspunkt der Seefahrer
Am hölzernen Turm der Seemannskirche stehen die Rosen in voller Blüte
Die „Nordkirchenlinde“ neben der Seemanskirche erinnert an die Gründung der Nordkirche an Pfingsten 20212.
Der Friedhof um die Kirche lädt zum Entdecken ein
Das brackige Boddenwasser ist die Heimat von Hecht, Zander, Flussbarsch und Aal
Ein Zaesboot wird im Hafen von Wustrow zur Ausfahrt bereit gemacht
Frischer Räuscherfisch im Wustrower Hafen. Lecker!
Dei Kirche zu Wustrow können wir leider nur aus dem Bus bestaunen, denn wir müssen zurück nach Rostock
Nach der Fahrt durch das malerische (aber auch touristisch etwas zu gut erschlossene) Born geht es weiter nach Prerow zur Seemannskirche, dem ältesten Gotteshaus auf dem Darß. Zwischen 1726 und 1728 errichtet diente sie den Seefahrern einst als Orientierungspunkt. Ursprünglich war die Kirche im Fachwerksstil errichtet, wurde aber ab 1740 in eine Backsteinkirche umgewandelt. Im Inneren sind – ähnlich der Ahrenshooper Schifferkirche - zahlreiche Votivschiffe zu sehen, die aus Dankbarkeit für die Rettung aus Seenot an die Kirche gestiftet wurden (z.B. die „Peter Kraft“, 1780 oder die „Teutonia“ und die „Napoleon“, beide 1850). Rund um die Kirche befindet sich der Friedhof, der mit seinen stillen Ecken zu einem Spaziergang einlädt. Nahe der Seemannskirche steht übrigens die „Nordkirchenlinde“. Sie erinnert an die Gründung der Nordkirche an Pfingsten 2012 und wurde hier an Trinitatis gepflanzt. Die Nordkirche ist der Zusammenschluss aus Nordelbischer Evangelisch-Lutherischer Kirche, Evangelisch-Lutherischer Landeskirche Mecklenburgs und Pommerscher Evangelischer Kirche.
Nach so viel Kultur muss auch an das leibliche Wohl gedacht werden. Der kleine Hafen in Wustrow ist bekannt für seinen Räucherfisch und genau hier stoppen auch die Busse zwecks Verkostung von Aal, Makrele, Lachs oder Butterfisch. Die eben erst geöffneten Räucheröfen lassen eine heiße Dampfwolke mit herrlichsten Wohlgerüchen entströmen, dass einem sofort das Wasser im Munde zusammenläuft. Ein kleiner Spaziergang an der Mole, wo gerade ein Zaesboot zu seiner Rundfahrt ablegt, rundet die Mittagspause ab. Südlich von Wustrow passieren wir die schmalste Stelle des Halbinsel mit gerade mal 100 Metern Breite. Einer der bekanntesten Söhne Wustrows ist natürlich Joachim Gauck, der hier seine ersten fünf Lebensjahre verbrachte und dann nach Rostock zog.
Über die Bundesstraße geht es dann wieder nach zurück. Die einen steigen schon am Bahnhof aus, um hier einen Zug in die Heimat zu nehmen. Manche Teilnehmer müssen bis nach Hause fast 800km zurücklegen. Andere dagegen hängen noch einen Tag in Rostock an.
Im nächsten Jahr wird die Mitgliederversammlung des Fördervereins in Berlin stattfinden. Dort wurde der Förderverein im November 2000 gegründet, es steht also ein besonderes Jubiläum ins Haus. Wir freuen uns jetzt schon darauf!