Rostock – eine Einstimmung
Die Universitäts- und Hansestadt an der Ostsee ist in diesem Jahr Treffpunkt für die Mitglieder des Fördervereins der Stiftung KiBa. Zum ersten Mal findet die Mitgliederversammlung hier statt – Zeit, sich ein wenig mit der bevölkerungsreichsten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns zu beschäftigen.
Fast genau 800 Jahre ist es her – das große Jubiläum wurde 2018 gefeiert –, dass Rostock das Lübische Stadtrecht erhielt; dieses Recht geht zurück auf die Reichstadt Lübeck, der Heinrich der Löwe besondere Privilegien verliehen hatte, und ist neben dem Magdeburger Recht eines der bedeutendsten Stadtrechte in Deutschland. Rostock wurde bald Zentrum des gleichnamigen Fürstentums und blühte ab 1238 als Mitglied des wendischen Städtebunds durch den Freihandel auf. Dieser Bund, dem neben Rostock noch Lübeck, Stralsund, Wismar und Kiel angehörten, sollte die Keimzelle der Deutschen Hanse werden und sicherte die lukrativen Handelswege auf See und an Land.
Erst mit dem Niedergang der Hanse und den Dreißigjährigen Krieg sank die Bedeutung der Stadt wieder. Der große Stadtbrand von 1677 war das endgültige Ende Rostocks als selbstbewusste Kaufmannsstadt: rund ein Drittel der Gebäude ging im Feuer verloren und die Einwohnerzahl sank auf 5.000 Einwohner – im Jahr 1600 hatten hier noch 15.000 Menschen gewohnt. Gleichzeitig geriet Rostock immer stärker unter den Einfluss der mecklenburgischen Landesherrschaft und des Königreichs Schweden.
Erst die Industrialisierung im 19. Jhd. brachte wieder einen Schub nach vorne und der Seehandel wurde zu einer starken Wirtschaftskraft. Rostock verfügte damals über die größte Handelsflotte im Ostseeraum. 1850 erfolgte der Anschluss ans Eisenbahnnetz. In den 1920er Jahren war Rostock ein wichtiger Technologiestandort, die Flugzeugwerke Arado und Heinkel wurden hier geründet, ebenso die noch heute bestehende Neptun-Werft, deren Vorgänger die Actien-Gesellschaft „Neptun“ Schiffswerft und Maschinenfabrik in Rostock von 1890 ist.
Im zweiten Weltkrieg erfuhr Rostock mit wichtigen Standorten der Rüstungsindustrie einen weiteren Wirtschaftsaufschwung – was aber auch dazu führte, dass die Stadt bereits 1940 Ziel von Luftangriffen wurde und 1942 als am schwersten zerstörte Stadt Deutschlands galt. 1945 wurde Rostock durch die Rote Armee fast kampflos besetzt.
Sonnenaufgang über Rostock (c) Julia Boldt (Pixabay)
Segelboote und -yachten im Hafen Warnemünde (c) Mario Naumann (Pixabay)
Abendstimmung am Pier mit Blick auf den Speicher (c) Julia Boldt (Pixabay)
Mehrere Reedereien nutzen Warnemünde als Basishafen für Kreuzfahrten (c) Mario Naumann (Pixabay)
Marktplatz in Rostock, im Hintergrund die St.-Marien-Kirche (c) Jochen Schaft (Pixabay)
Blaue Stunde in der Hansestadt (c) butti_s (Pixabay)
Das Rathaus mit seiner barocken Fassade (c) falco (Pixabay)
St.-Petri-Kirche und alte Stadtbefestigung
Warnemünde mit „Teepott“ und Leuchtturm (c) Pixaline (Pixabay)
Zu DDR-Zeiten wurde die Stadt ab den 1950er Jahren systematisch aufgewertet, z.B. mit der internationalen „Ostseewoche“, die nach der Leipziger Messe die wichtigste Großveranstaltung der DDR war. Parallel dazu entwickelte sich die Stadt zum Schiffbau- und Schifffahrtszentrum, der Überseehafen wurde zwischen 1957-60 gebaut. Eine Viertelmillion Einwohner siedelte sich hier bis 1988 an, über die Hälfte von ihnen in neuen Stadtteilen mit ihren charakteristischen Plattenbauten. Währen der Wendezeit 1989 waren die Rostocker Kirchen wichtige Anlaufstellen für oppositionelle Kräfte. In der Marienkirche wurden Mahngottesdienste unter der Leitung von Pastor Joachim Gauck gefeiert.
Nach der Wiedervereinigung musste Rostock mit großen wirtschaftlichen Problemen kämpfen und die Einwohnerzahl sank erheblich – erst 2000 endete der Abwärtstrend. 2003 richtete die Stadt die Internationale Gartenschau aus, 2007 fand der G8-Gipfel im nahegelegenen Seebad Heiligendamm statt (ein Großteil der Begleitveranstaltungen in Rostock). Inzwischen hat sich die Ostseemetropole als Veranstalter maritimer Großveranstaltungen (Hanse Sail) einen Namen gemacht. Ebenso genießt die Universität Rostock als älteste Universität Nordeuropas einen hervorragenden Ruf. Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung, das Leibniz-Institut für Ostseeforschung sowie mehrere Institute der Fraunhofer-Gesellschaft haben ihren Sitz in Rostock. Der Rostocker Hafen in Warnemünde ist Basis mehrerer großer Kreuzfahrtreedereien – überhaupt hat der Tourismus für die Stadt große Bedeutung. Und Fußballfans ist Hansa Rostock ein Begriff.
Im Stadtzentrum erhebt sich St. Marien, Rostocks größte Kirche und ein Hauptwerk der norddeutschen Backsteingotik. Das Gotteshaus verfügt über eine besonders reiche Ausstattung – sehenswert ist z.B. die astronomische Uhr im Chorumgang, deren Geschichte bis ins 14. Jhd. zurückreicht. In St. Marien findet auch der Festgottesdienst anlässlich der Mitgliederversammlung des Fördervereins statt.
Wer länger in Rostock bleibt, kann in der Altstadt prachtvolle gotische Kaufmannshäuser bewundern, ebenso wie mittelalterliche Bürgerhäuser, die später barock oder klassizistisch überformt wurden. Das einstmals gotische Rathaus aus dem 13. Jhd. hat 1727 eine barocke Fassade bekommen. In der östlichen Altstadt stehen die St.-Petri-Kirche und die Nikolaikirche. Kleine Fischerhäuser und der Leuchtturm von 1898 bilden das Wahrzeichen des maritim geprägten Warnemünde. Am „Teepott“ mit seinem markanten Schalendach beginnt die Seepromenade, über drei Kilometer kann man hier den Strand entlanglaufen. Einen Blick darauf können die Teilnehmer im Rahmen der Rundfahrt mit der „MS Ostseebad Warnemünde“ werfen.
Wirklich gerecht werden kann dieser kurze „Appetithappen“ der Stadt Rostock mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten natürlich nicht – aber vielleicht macht er Lust darauf, die Hansestadt später einmal genauer zu erkunden. Vielleicht sogar als Ausgangspunkt dafür, die eine oder andere von der Stiftung KiBa geförderte Kirche in der Peripherie zu erkunden…?