St. Andreas Eisleben

Wo Luther seine letzte Predigt hielt

St. Andreas in Eisleben erhält ein neues Dach

„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.“ Diese Worte aus dem Bibeltext Matthäus 11,28 zitierte Martin Luther am 14. Februar 1546. An diesem Tag hielt er die letzte Predigt vor seinem Tod, und er tat dies auf der Kanzel der St. Andreas Kirche in Eisleben. Unter dem Dach der im 15. Jahrhundert errichteten „Kirche des Monats August“ haben im Laufe der Jahrhunderte zweifellos sehr viele müde und „beladene“ Kirchenbesucher die von Luther zugesprochene Erquickung gefunden. Dieses Dach ist es nun, das einer umfassenden Restaurierung bedarf. Die zu Anfang dieses Jahres begonnenen Sanierungsarbeiten werden durch die Stiftung KiBa mit 15.000 Euro gefördert.

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

St. Andreas Lutherstadt Eisleben

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„Die St. Andreas Kirche ist das Wahrzeichen der Stadt“, sagt Pfarrerin Iris Hellmich. Tatsächlich gibt es kaum einen Ort in der Stadt, von der die barocken Hauben der beiden Hausmannstürme nicht zu sehen wären. Als älteste der drei Hauptkirchen in Eisleben prägt St. Andreas die Lutherstadt in der Mitte der historisch gewachsenen Altstadt in besonderer Weise. Einige Teile der spätgotischen Hallenkirche stammen noch aus älterer als der eigentlichen Bauzeit. Eine urkundliche Erwähnung geht zurück auf das Jahr 1180, wobei davon ausgegangen wird, dass es bereits im 10. Jahrhundert eine Kirche an jener Stelle in Eisleben gab. Im Laufe seines Lebens wurde der Bau stetig erweitert und teils verändert. Im Jahr 1531 besaß die Kirche 14 Altäre, darunter ein Fronleichnamsaltar, ein Petrusaltar sowie ein Marienaltar. Die im Westteil gelegenen Hausmannstürme erhielten ihren charakteristischen Kopfschmuck im Jahr 1601; ihr heutiges Erscheinungsbild fand St. Andreas schließlich ab 1714.

Unbeeindruckt von äußeren Umbauarbeiten spielte sich im Inneren der Kirche Reformationsgeschichte ab, berichtet die Pfarrerin. Seit 1525 fanden dort jeden Nachmittag lutherische Gottesdienste statt, während abends die katholische Messe gelesen wurde. Martin Luther schrieb später darüber, dass „die Pfarre papistisch und der Prediger evangelisch gewest.“ Der in Eisleben geborene Reformator selbst hielt seine vier letzten Predigten auf der bis heute beinahe unversehrten Kanzel; er starb am 18. Februar 1546. Sein Leichnam wurde in der Kirche aufgebahrt und von dort nach Wittenberg überführt.

Nicht erst seit der Wiedervereinigung setzt die Gemeinde ihre ganze Kraft und Herzblut daran, die St. Andreas Kirche zu sanieren und für die nächsten Jahrhunderte zu rüsten. Zur Wiederherstellung der Standsicherheit des Kirchengebäudes wird derzeit die gesamte Holzkonstruktion des Kirchenschiffdaches und des Fachwerk-Ostgiebels statisch instand gesetzt, die Schieferdeckung erneuert, die Mauerkronen und die Gewölbebögen renoviert, sowie die Dachentwässerung und der Blitzschutz wiederhergestellt. Man kann sich vorstellen, dass diese Arbeiten an einem über 500 Jahre alten Steildach höchst schwierig sind und die Rekonstruktion des Originals ein hohes Maß an Expertise erfordert. Großes Ziel aller Bemühungen ist natürlich das Lutherjahr 2017. „Die Gemeinde brennt dafür, die Schönheit ihrer Kirchen zu zeigen“, sagt Iris Hellmich nicht ohne Stolz.

Mehr als 25.000 Besucher bestaunen schon heute jährlich die drei Eislebener Kirchen, allen voran St. Andreas. „Es ist uns besonders daran gelegen, Touristen zu ermuntern, auch am Gottesdienst teilzunehmen“, betont die Pfarrerin. „Ein für jeden offenes Gotteshaus ist eine gute Chance, den Menschen eine Möglichkeit zu geben, Kirche kennenzulernen und zu erfahren.“ Wie die Schwesterkirche St. Petri ist auch St. Andreas daher stets für Besucher geöffnet. Auch heute noch werden in Eisleben also alle, die mit Mühsal und Beschwer beladen sind, eingeladen, Erholung und Kraft im Sinne des von Luther zitierten Bibeltextes zu finden.