„Hier ist man Gott nah“
KiBa-“Kirche des Monats Mai 2019“ in Böckweiler
Viele Paare haben sich hier das Ja-Wort gegeben. Sogar vom Bodensee her, heißt es, kamen Heiratswillige in die romantische Stephanuskirche in Böckweiler. Die älteste romanische Kirche im Saarland liegt im UNESCO-Biossphärenreservat Bliesgau und an einem Pilgerweg nach Santiago de Compostela; ein Anziehungspunkt nicht nur für Paare und Pilger, sondern auch für kunstgeschichtlich Interessierte: Die drei Konchen, die den Chorraum abschließen, sind beinahe einzigartig in der deutschen Kunst- und Kulturgeschichte. Solche halbrunden Nischen sind sonst eher in Frankreich und Italien beliebt.
Die Ursprünge des Bauwerks in Böckweiler, der „KiBa-Kirche des Monats Mai 2019“, gehen auf das 11. Jahrhundert zurück. Urkundlich erwähnt wird das Gotteshaus erstmals im Jahr 1149 als Priorat des Klosters Hornbach. In dieser Zeit entstand auch der Chorturm, der sich auf vier starken Pfeilern erhebt, an denen sich die drei Konchen wie Kleeblätter an drei Seiten anlehnen.
St. Stephanus Böckweiler
St. Stephanus Böckweiler
St. Stephanus Böckweiler
St. Stephanus Böckweiler
St. Stephanus Böckweiler
St. Stephanus Böckweiler
St. Stephanus Böckweiler
St. Stephanus Böckweiler
„Das Gebäude ist im ganzen Umkreis bekannt. Jeder sagt: Ihr habt so eine schöne Kirche!“, erzählt Marliese Rauch. Schon als Kind ist die heute 66-Jährige immer wieder vom Elternhaus nebenan ins Gotteshaus geschlüpft, „ich bin ein Böckweiler Mädchen und mit der Kirche erwachsen geworden“, sagt sie lachend. Heute ist Marliese Rauch Presbyterin und Vertreterin der Pfarrerin, und sie schaut immer noch regelmäßig in der Stephanuskirche vorbei; in diesen Tagen vor allem, um die Fortschritte der Sanierung zu begutachten. Hin und wieder macht sie ein Foto oder schreibt eine kurze Nachricht für den Gemeindebrief; was in der Kirche vor sich geht, interessiert alle im Ort.
Eine leer geräumte Kirche, ein aufgegrabener Fußboden und eine Drainage – dieses Bild bietet sich Marliese Rauch derzeit, wenn sie die Kirchentür öffnet. „Hier war alles feucht, bis dahin, dass die Bausubstanz gefährdet war!“ Der einen halben Meter tief ausgehobene Boden ist inzwischen mit Kies und Schotter wieder aufgefüllt, Sandsteinplatten sollen darauf neu verlegt werden. Auch die Elektrik hat Schaden genommen und wird teilweise erneuert. „In Kürze wird auch ein Gerüst aufgebaut, weil der Innenraum teilweise neu verputzt werden muss“, kündigt die Presbyterin an. 192.000 Euro sind für diese Arbeiten veranschlagt. Die Stiftung KiBa fördert sie mit 10.000 Euro.
Sehr froh über diese Unterstützung ist man in Böckweiler, zumal weitere Bauabschnitte für die Sanierung der äußeren Fassade, der Kirchhofsmauer und des Vorplatzes geplant sind. Insgesamt wird das Vorhaben etwa 300.000 Euro kosten. „Wir liegen hier mitten im Hügelland des Bliesgau, da gibt es keine Industrie weit und breit – und also auch keine finanzkräftigen Sponsoren für unser Projekt.“ Wer solchen Mangel hat, braucht viele Ideen und einen langen Atem: Jede Kirchenführung durch das ganzjährig von Touristen besuchte Gebäude bringt ein paar Euro, bei Konzerten („der Klang in der Kirche ist sehr gut, es kommen viele Chöre von außerhalb“), Theaterstücken und Ausstellungen ist immer ein kleiner Obolus für die Kirche fällig. Außerdem sind engagierte Gemeindeglieder vor Ort, um Getränke zu verkaufen. Auch Fotos von der Stephanuskirche („die hat ein ehemaliger Pfarrer vom Hubschrauber aus gemacht“), werden gegen Spenden abgegeben, ebenso wie kleine Pilgermuscheln aus Holz, in denen die Kirche en miniature eingebaut ist.
Der Einsatz für „unser kulturhistorisches Kleinod“ lohnt sich unbedingt, meint die Marliese Rauch, nicht nur für die Menschen in Böckweiler, für Hochzeitspaare, Pilger oder Kunstkenner. „Wir haben seit mehr als 20 Jahren Besucherbücher hier ausliegen, wenn man dort hineinguckt, ist man immer wieder erstaunt, was unsere Gäste hier empfinden: Diese Kirche ist ein Ort der Stille und der Kraft. Hier fühlt man sich Gott nahe.“