Martin Luther vor der Frauenkirche Dresden
Martin Luther vor der Frauenkirche Dresden Peter H auf Pixabay

Sola fide: „Allein durch den Glauben“

Evangelische Christen feiern den Reformationstag

Von hohen Ansprüchen

Die moralischen und ethischen Maßstäbe, die Gott bei uns Menschen ansetzt, sind gewaltig und es fällt schwer, sie zu erfüllen. Zum Beispiel das Gebot der Nächstenliebe, Christus sagt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mk 12,29ff). Das mag ja noch angehen, doch setzt Jesus in der Bergpredigt noch einen drauf: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.“ (Mt 5,43ff.) Und wenn wir das nicht schaffen? Die Vorstellung der drohenden Strafe im Jüngsten Gericht ist zur Zeit Luthers eine ganz reale Angst.

Glaube und Gnade

Doch Luther findet den rettenden Punkt: „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ (Römer 3,28). Es sind die liebende Hand und die unendliche Gnade Gottes, die uns Menschen aufrichtet und befreit. Mit Gott sind wir verbunden, in seiner tiefer Geborgenheit gewinnen wir Leichtigkeit und Kraft. Wir sind befähigt, Großes zu leisten. In seiner Gnade sind wir fest verankert – auch wenn wir in unserem irdischen Dasein niemals perfekt sein werden. „Sola fide“(allein aus dem Glauben) und „sola gratia“ (allein aus der Gnade). Darum geht es!

Luther ermutigt uns mit seiner Schrift, uns von den Ängsten zu befreien und die volle Freiheit des Glaubens anzunehmen und in ihr zu wachsen. „[...] Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ heißt es im Markusevangelium in Kapitel 9, Vers 24. Das klingt schon beinahe zeitgenössisch: zahllos sind die aktuellen Krisen und wir haben mehr denn je alle Hände voll zu tun, uns von unseren Ängsten zu befreien.

..und Halloween?

Stattdessen spielen wir lieber mit unseren Ängsten und feiern Halloween. Das Wort geht auf das Wort „All Hallows' Eve“ (Vorabend von Allerheiligen) zurück. Einst wurde Halloween ausschließlich in den katholischen Gebieten der britischen Inseln gefeiert, vor allem in Irland. Im 19. Jhd. brachten irische Auswanderer den Brauch in die USA und Kanada. Er gewann an Attraktivität und entwickelte sich bald zu einem wichtigen Volksfest. Nach dem zweiten Weltkrieg schwappte Halloween in stark kommerzialisierter Form zurück nach Europa. Religiöses steckt da nicht mehr drin. Intensive Vermarktung, karnevalistische Ausrichtung, Lust am Verkleiden und das „Über-die-Stränge-schlagen“ im sicheren Rahmen – ein „neues heidnisches Fest“. Aber warum auch nicht? Ob und wie man Halloween feiert, kann schließlich jeder selbst entscheiden. Auch das ist gute protestantische Tradition und folgt Luthers Überzeugung, dass der Christenmensch die Freiheit besitzt, selbst zu denken und zu handeln.

Luthers Schrift bleibt also aktuell, seine Thesen hallen noch immer nach. Zahlreiche Kirchen und Orte sind mit seinem Namen verbunden, eine ganze Reihe dieser Kirchen hat die Stiftung KiBa in den letzten Jahren mit einer Förderzusage unterstützen können.