Bekrönt in Bittstädt
Wichtiger Fortschritt bei der Turmsanierung in St. Ägidien
Das war schon was ganz Besonderes: Turmzier mit Knopf, Zeitkapsel und Wetterfahne befinden wieder an ihrem angestammten Platz ganz oben auf dem Turm der St. Ägidienkirche zu Bittstädt im thüringischen Ilmkreis. Ein Grund zum Feiern.
„Der Turm weist einen größeren Instandsetzungsbedarf auf“. Sätze wie diesen liest man vor allem als Kirchengemeinde sehr ungern, vor allem dann, wenn sie im Gutachten des beauftragten Architekturbüros stehen, das den Bauzustand der eigenen Kirche in Augenschein nehmen soll. Das war vor ein paar Jahren. Im Sommer 2021 hatte die Gemeinde dann einen Antrag auf Förderung an die Stiftung KiBa gestellt – mit Erfolg. Die Zusage über 10.000 Euro Fördergelder ging im Advent 2021 raus, Anfang Januar 2022 war der Fördervertrag unterschrieben. Doch es musste noch über ein halbes Jahr ins Land gehen, bis endlich alle Finanzierungstöpfe zugesagt waren – in der Regel ist die KiBa ja nur einer von mehreren Partnern, die am Ende gemeinsam mit der Kirchengemeinde die Sanierung ermöglichen.
Mitte Oktober 2022 war dann endlich alles klar. „Alle Finanzanteile sind gesichert!“ schrieb das für Bittstädt zuständige Kreiskirchenamt an das KiBa-Büro – dies wiederum ein Satz, den man ausgesprochen gerne liest. Vor allem dann, wenn er bedeutet, dass „nur“ noch die zugesagten Mittel ausgezahlt werden müssen und das eigentliche Vorhaben so gut wie vor dem Abschluss steht.
Im Juni 2022 ist der Turm in Bittstädt eingerüstet
Anfang November 2022: die Arbeiten gehen gut voran
Turmzier und Zeitkapsel kommen an ihren angestammten Platz zurück
Gespannt bebobachtet man in Bittstädt, wie der Kran die Ausstattung vorsichtig nach oben hievt
St. Aegidien zu Bittstädt ist der Mittelpunkt des Dorfes
Am Ende ging es dann relativ schnell: mit Hilfe eines riesigen Krans wurde der eingerüstete Turm vervollständigt, nachdem die tragende Fachwerkkonstruktion und der Turmhelm instandgesetzt waren. Auch die Schallläden wurden saniert, an einigen Stellen musste das Mauerwerk saniert werden.
Die Ägidienkirche ist im Kern eine romanische Anlage – wann die ursprüngliche Kirche erbaut wurde, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Um 1677 wurde zumindest der Turm errichtet, dessen Sanierung nun abgeschlossen ist. Ende des 17. Jhds. wurde der Kirche erneut umgebaut, der Chor kam jedoch erst im 18. Jhd. dazu. Der letzte Umbau erfolgte 1978-85.
Sehenswert im Inneren ist die Kanzel mit Bildnissen der vier Evangelisten, Christus und Heiligen Aegidius, dem Namensgeber der Kirche. Gestiftet hat das aus Bittstädt gebürtige Arzt Nicolaus Stumm. Das Christus-Bild trägt dazu die Inschrift: : „1658, Nicolaus Stumm Churf. maintzisch privilegirter Chymic (Chemiater) Aetatis suae 43.“
Ebenfalls aus Bittstädt stammt auch der Komponist Sebastian Bodinus (1700-1759), der in St. Aegidien getauft wurde. Heute beschäftigt sich ein Verein mit seinen Kompositionen (sowie deren Wiederaufführungen) und unterstützt dabei die Erhaltung und Pflege von Bodinus‘ Taufkirche.
Die Kirchengemeinde bietet vielfältige Aktivitäten an. Sie feiert regelmäßig Gottesdienst, veranstaltet Seniorennachmittage und eine Kinderkirche. Seit mehreren Generationen gibt es einen aktiven Kirchenchor. Im Dorf mit seinen nicht ganz 600 Einwohnern ist die Kirche hervorragend aufgestellt, die Mitarbeitenden gut vernetzt. Damit ist das Gotteshaus ein Mittelpunkt des dörflichen Lebens sowohl für Christen als auch Nicht-Christen.