„Eine jener malerischen Feldsteinbauten“
Dachinstandsetzung der Dorfkirche Prädikow beginnt
Theodor Fontane hat einst für den Band „Oderland“ seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ das kleine Dorf Prädikow besucht. Während man über den Ort so gut nichts erfährt, ist ihm die Kirche durchaus ein paar lobende Zeilen wert.
Erstmals urkundlich erwähnt wird das in der märkischen Schweiz, am Rande des „großen Blumenthal- Waldes“ liegende Dorf Predicowe in einer Urkunde aus dem Jahr 1340. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts werden sogar jeweils zwei Dörfer – Hohenprädikow und Niederprädikow – genannt. Bestimmendes Patronatsgeschlecht in Prädikow ist über lange Zeit die Familie von Barfus. Und so ist es auch kein Wunder, dass Theodor Fontane, der den Ort für den Band „Das Oderland“ seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ besucht, hauptsächlich an der Geschichte dieses märkischen Adelsgeschlechtes interessiert ist. Vom Dorf selbst erfährt der Leser so gut wie nichts. Einige Zeilen widmet er wenigstens der Kirche, die „jenen einfach malerischen Feldsteinbauten [angehört], denen man, aus dem vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert her, so häufig in unseren Marken begegnet.“
Und hier hat Brandenburgs berühmtester Wanderer wohl doch nicht so genau hingeschaut: Die Prädikower Kirche ist durchaus etwas Besonderes; sie wurde ursprünglich dreischiffig als dörfliche Basilika errichtet. Darauf deuten die kleinen Spitzbogenfenster im oberen Bereich der Langseiten, die sogenannten Obergadenfenster, und das etwas chaotische Mischmauerwerk der zugesetzten Seitenschiffe hin. Der basilikale Ursprungsbau wiederum erzählt davon, dass Prädikow als Ort an der alten Handelsstraße von Köpenick bis zur Oder im hohen Mittelalter eine gewisse Bedeutsamkeit besaß und vielleicht sogar zunächst als Stadt geplant war, worauf auch die ungewöhnlich große Hufenzahl von mehr als 100 sprechen würde. Ein großer Einschnitt in der Geschichte des Dorfes war der Dreißigjährige Krieg, in dessen Folge zahlreiche Höfe wüst fielen und auch die Kirche in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ohne die erwähnten Seitenschiffe wurde das Gotteshaus wieder aufgebaut. Der neugotische Turmaufsatz kam erst um 1865 hinzu – drei bis vier Jahre nach Theodor Fontanes Besuch.
Was den Innenraum betrifft, so konstatierte Fontane etwas enttäuscht: „Nichts mehr mahnt an die Barfuse hier als der Estrich über ihrer Gruft, der, immer tiefer einsinkend, zugleich von den unten stehenden drei Särgen erzählt…“. Ältestes heute noch erhaltenes Ausstattungsstück ist eine Glocke aus dem 13. Jahrhundert. Wohl um 1600 entstand die Renaissancekanzel, in deren Feldern die vier Evangelisten, die Kreuzigung Jesu und ein Heiliger (vermutlich Antonius) zu sehen sind. Die einmanualige Orgel auf der westlichen Querempore – das Geschenk eines gebürtigen Prädikowers, des „Contitors Jaruschek aus Berlin“ an seinen Geburtsort – schuf 1881 der Berliner Orgelbauer Albert Lang. Ein Sandsteinepitaph mit einem Porträtmedaillon erinnert an die 1733 verstorbene Tochter des Gutsinspektors Ballaunen. Hinter dem schlichten Altartisch zeigt ein Wandbild in Sgrafitto-Technik das Letzte Abendmahl; geschaffen wurde es in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts von dem Rostocker Restaurator und Künstler Lothar Mannewitz.
Besucher der Prädikower Kirche können auf den ersten Blick feststellen, dass letzte Sanierungsarbeiten schon sehr lange zurückliegen müssen. Tiefe Risse im Mauerwerk und großflächig abgefallener Putz im Innenraum sind nur die sichtbarsten Zeichen dafür, dass eine grundlegende Instandsetzung des Kirchengebäudes dringend geboten ist. Bereits seit vielen Jahren engagiert sich neben der Kirchengemeinde ein überaus rühriger Förderverein für die Sanierung der Kirche. Immer wieder scheiterten die Bemühungen an den fehlenden Finanzen. Die Bauarbeiten an der großen barocken Schlosskirche im benachbarten Prötzel hatten die begrenzten Eigenmittel der Kirchengemeinde erst einmal aufgebraucht. Unermüdlich warb der Förderverein Jahr um Jahr Spenden ein. Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen wurden organisiert. Ein zusammen mit der polnischen Partnergemeinde nach Hildegard von Bingen angelegter Kräutergarten zog Besucher in die offene Kirche am Radwanderweg. Dazu kommt, dass sich seit einiger Zeit auch auf dem ehemaligen Gutshof endlich etwas tut: Eine Gruppe von engagierten Berlinern versucht hier, einen neuen Ort gemeinschaftlichen Wohnens und Arbeitens zu entwickeln. Synergieeffekte zu den Mitgliedern des Kirchenfördervereins sind durchaus erwünscht.
Mit den Sanierungsarbeiten an der Prädikower Kirche kann es nun in diesem Jahr losgehen. Ein größerer Betrag aus der Denkmalhilfe des Landes Brandenburg wurde bewilligt, 10.000 Euro sammelte der Förderverein und sogar die Kommune beteiligt sich mit einer namhaften Summe. Die Stiftung KiBa ist über die Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen mit involviert, ebenso der Förderkreis Alte Kirchen. Was lange währt, wird eben doch manchmal gut…