Gäste im Turm
Nachwuchs bei den Turmfalken in St. Dionysius Kolenfeld
„Ich habe Ihnen eine E-Mail mit Fotos geschickt!“ Die Stimme am Telefon ist die von Werner Seppelt, der sich seit langen Jahren hochengagiert um die Kolenfelder Kirche kümmert. Schon vor Wochen hatte Seppelt, der auch Mitglied im Kirchenvorstand der Gemeinde ist, Bilder der tierischen Turmbewohner angekündigt. Jetzt liegen sie endlich im elektronischen Posteingang des Stiftungsbüros.
Der erste Bericht über die Falken im Turm, so schreibt es Eckhard Schermer für die Gemeinde, erschien bereits vor neun Jahren. Zwar können Turmfalken durchaus bis zu achtzehn Jahre alt werden, die damalige Falkendame ist aber nicht mehr am Leben. Inzwischen gibt es ein Nachfolgepärchen – seit fünf Jahren. Die Freude in Kolenfeld war groß, als im Spätfrühling fünf Eier im Nest lagen, die mit viel Liebe und Ausdauer bebrütet wurden. Bei der Aufzucht der Jungen hat sich auch das Männchen mit Hingabe um den Nachwuchs gekümmert, berichtet Schermer. Bei den Turmfalken lassen sich die beiden Geschlechter gut unterscheiden, denn das Männchen ist um ein Drittel kleiner und wird deshalb auch „Terzel“ genannt (abgeleitet vom lateinischen „tertius“, dem Dritten).
Die Jungvögel sind gesund und kräftig und fühlen sich offenkundig wohl im Kirchturm von St. Dionysius. Sie lassen sich auch nicht stören, wenn regelmäßig jemand den Kirchturm besteigt, um die Turmuhr von Hand aufzuziehen. Den Chronometer hat 1907 der Hotelier Kasten (von Kastens Hotel Luisenhof Hannover) - im Andenken an seinen in Kolenfeld geborenen Vater gestiftet. Auch das Geläut der vier Glocken – die älteste stammt aus dem Jahr 1584 - stört die Falken nicht.
Im Dezember 2019 war die Kirche in Kolenfeld unsere „KiBa-Kirche des Monats“.
Ab Mitte April legen Turmfalken 3-6 Eier. In Kolenfeld waren es fünf.
Nach 28 Tagen schlüpfen die Jungen
Gut vier Wochen sind hier die Jungvögel alt und haben ihr Daunenkleid abgelegt.
Wer die Kirche in Kolenfeld länger im Blick behält, kann die jungen Turmfalken bei ihrer Lieblingsbeschäftigung beobachten. Sie flitzen mit Vorliebe um den Turm herum und ärgern die Tauben, Krähen und Elstern mit schnellen Scheinangriffen, erzählt Seppelt. Dabei üben sie die Ansitzjagd, bei der sie von höher gelegenen Plätzen aus nach Beute spähen. So mancher Turmfalke in städtischer Umgebung hat sich übrigens gut auf die Vogeljagd eingestellt, während Turmfalken im offenen Kulturland überwiegend Kleinsäugetiere wie Mäuse bejagt, aber auch Eidechsen und Insekten nicht verschmäht.
Kolenfeld liegt quasi in der Nachbarschaft der KiBa, knappe 20km sind es vom Stiftungsbüro aus gesehen. Im Dezember war St. Dionysius die „KiBa-Kirche des Monats“, mit 10.000 Euro hat die Stiftung Sanierungsarbeiten gefördert, bei denen es u.a. um Holzschädlinge und Pilzbefall im Dachgebälk ging.
In Kürze werden die Jungvögel den Horst verlassen. Das neue Turmfalkenjahr kann dann kommen. „Wir freuen uns, wenn sie wiederkommen!“, heißt es in Kolenfeld.
- „Unsere Kirche bekommt ein neues Kleid!“
„KiBa-Kirche des Monats Dezember 2019“ in Kolenfeld
- Spähend in luftiger Höhe
Zur Lebensweise des Turmfalken (NABU-Infoseite)