Neubau in historischer Bausubstanz
Anerkennungen im Rahmen des Deutschen Architekturpreises 2023
Neben den Gewinnern des Deutschen Architekturpreises 2023 aus Berlin für die Realisierung eines Studienhauses der TU Brauschweig vergab Ende September die Jury weitere fünf Auszeichnungen mit jeweils 4.000 Euro und fünf Anerkennungen mit jeweils 2.000 Euro Preisgeld. Die große Bandbreite der 191 zugelassenen Einreichungen von 164 Büros hat die Jury beeindruckt.
Unter den Anerkennungen im Zusammenhang mit der feierlichen Preisvergabe sind auch zwei Projekte aus Sachsen mit kirchlichem Hintergrund. So erhielten die CODE UNIQUE Architekten GmbH aus Dresden für die Realisierung des Ausbaus der Dresdner Trinitatiskirchruine zum Jugendzentrum Jugendkirche Dresden den Anerkennungspreis sowie die Dresdner Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten für das Projekt „Neue Mitte – Kirche Canitz“ bei Riesa. Bauherren waren der Ev.-Luth. Kirchenbezirk Dresden Mitte für die Jugendkirche und die Ev.-Luth. Kirchgemeinde Oschatzer Land für Canitz. Beider Projekte erhielten bereits im letzten Jahr Auszeichnungen und Würdigungen durch den Sächsischen Staatspreis für Baukultur.
Das Besondere und gleichzeitig das Gemeinsame beider Projekte trotz aller Größenunterschiede ist der Bezug zum Wiederaufbau bzw. Nutzbarmachung eines vormals zerstörten Sakralgebäude mit erweiterter Nutzung als Kirche. Der Kirchenneubau in Canitz entstand auf den Mauerresten des romanischen Teils der ehemaligen Dorfkirche, die 1975 wegen akuter Einsturzgefahr abgetragen werden musste. Es standen nur noch Grundmauern und teils ruinöse Außenmauern als 2005 ein Verein den Wiederaufbau ins Spiel brachte. 2020 hatte die Gemeinde den 3. Platz bei der MDR-Spielshow "Mach Dich ran" erzielt und 70.000 Euro Fördergelder über die Stiftung KiBa erspielt.
Die große gründerzeitliche Trinitatiskirche (1894 im Stil der Neurenaissance) brannte im Februar 1945 durch Bombardierung aus. Gerade dieser Stadtteil wurde zu einer durchgehenden Trümmerlandschaft, aus der die Ruine mit dem 65 Meter hohen Turm herausragte.
Der Deutsche Architekturpreis reicht bis in das Jahr 1977 zurück und wird seit 2011 vom Bundesbauministerium und der Bundesarchitektenkammer (BAK) gemeinsam ausgelobt und als Staatspreis für Architektur verliehen. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist verantwortlich für das gesamte Verfahren des Staatspreises und koordiniert die Publikation und die Preisverleihung.
Mit dem Deutschen Architekturpreis werden für die Entwicklung des Bauens beispielhafte Bauwerke ausgezeichnet, die eine herausragende architektonische und baukulturelle Qualität aufweisen und im Neubau oder bei der Sanierung und Modernisierung historischer Bausubstanz von einem vorbildlichen Umgang mit Konstruktion und Material zeugen. Sie sind dem nachhaltigen Bauen in ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Hinsicht verpflichtet und tragen positiv zur Gestaltung des öffentlichen Raumes bei. Von den ausgezeichneten Bauwerken sollen zum einen Anregungen für zukünftige Planungen ausgehen, zum anderen sollen sie die Bedeutung der Baukultur und des nachhaltigen Bauens der Öffentlichkeit näherbringen.
- Die neue alte Mitte von Canitz
Reportage im Stiftungsrundbrief „KiBa Aktuell“ 2/2022
- Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung