„Alles für die Kirche!“
In Altenfeld führt das Engagement für das Gotteshaus sogar auf die Bühne
"Alles für die Katz!" Dieser Seufzer der Resignation wird im thüringischen Altenfeld im Zusammenhang mit der Sanierung der dortigen Kirche absehbar wohl recht oft genannt werden; ja, es kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass einige Altenfelder regelrecht in den Startlöchern stehen, um ihn auszusprechen. „Alles für die Katz“ - paradoxerweise soll dieser Seufzer das Sanierungsvorhaben befördern. Denn: Um diesen Ausdruck rankt sich eine Inszenierung, ein Theaterstück, das eigens geschrieben wurde, um Geld einzuspielen für die Instandsetzung der Kirche. „Seit fast sechs Monaten arbeiten wir an den Texten, den Kostümen und dem Bühnenbild dafür ", sagt Uwe Guttwein, Vorsitzender des Vereins „Freunde der Kirche Altenfeld“. Zwei Mal pro Woche trifft sich das Ensemble, Mitte November soll das Werk bühnenreif sein. Spaß mache diese Schufterei, sagt Guttwein, und Spaß sollen auch die Zuschauer haben. Hauptfigur des Stückes ist ein Pfarrer, der neu ins Dorf kommt und dort Fuß fassen will, „und dann geschehen kuriose Dinge, genau wie im richtigen Leben auch".
Dorfkirche Altenfeld
Dorfkirche Altenfeld
Dorfkirche Altenfeld
Dorfkirche Altenfeld
Dorfkirche Altenfeld
Dorfkirche Altenfeld
Dorfkirche Altenfeld
Dass die Einnahmen aus der Darbietung nicht der Katz, sondern der Kirche zugutekommen, ist Ehrensache, und das denkmalgeschützte Gotteshaus hat die Unterstützung bitter nötig. Die 1741 geweihte „Kirche des Monats November“ ist im Stil des Barock errichtet, über einem Mauerwerkssockel aus verputzten Bruchsteinen sind große Teile der Fassade und das Dach mit grauem Schiefer bedeckt. „Sie hat einen ganz besonderen Charme“, betont Guttwein, „und man sieht, dass die Erbauer keine Kosten und Mühen gescheut haben.“ Allerdings seien diese Mühen nicht nur von ortsansässigen Handwerkern, sondern auch von Laien erbracht worden, „insgesamt wirkt das Gebäude sehr schön, aber eben auch schön zusammengebastelt“.
Die Folgen sind heute spürbarer denn je; die Sorgenfalten der Sanierer werden tiefer, je weiter der Blick an der Kirche nach oben wandert: Die Schieferdeckung von Dach und Fassade verliert ihre Festigkeit. Guttwein weiß, „dass das daran liegt, dass in der Dachunterlage kaum noch Nägel halten. Die Holzkonstruktion stammt zum großen Teil noch aus dem Baujahr“. Noch sei die Gefahr, dass Menschen dadurch zu Schaden kämen, gering: Nur bei größeren Stürmen würden sich einzelne Schieferplatten lösen und herabfallen „und bei solchen Wetter sind eher keine Besucher da“.
Schieferplatten wie Herbstblätter? - Ein Dauerzustand soll das nicht werden; und ganz der Altenfelder Tradition entsprechend packen viele Gemeindeglieder mit an. Mehr als tausend Arbeitsstunden haben sie für die Pflege ihre Kirche schon geleistet, unzählige weitere werden folgen. Trotzdem wird auch Geld benötigt Daher engagiert sich auch die Stiftung KiBa mit 13.600 Euro. Insgesamt sind 185.000 Euro für die Erneuerung des Dachs veranschlagt; eine Summe, die Guttwein gern im kommenden Jahr erreichen möchte, denn zur 275. Jahrfeier in 2016 sollte die Kirche wieder hergerichtet sein.
Also heißt es weiter fleißig Geld sammeln, Konzerte geben, Theater spielen. Und obwohl das aktuelle Stück einen anderen Titel trägt: Die wahre Überschrift des vielfältigen Engagements in Altenfeld muss lauten: „Alles für die Kirche!“ Vorhang auf.