Himmlisches Vergnügen in Bremen
„Selig schaukeln, hoffen, lieben auf eigene Gefahr“
Was haben zwei Schaukeln in der Kirche zu suchen? In der Stadtkirche Unser Lieben Frauen zu Bremen gibt es zum Reformationsjubiläum eine Aktion mit raumhohen Schaukeln im Kirchenschiff, die im Sinne der reformatorischen Freiheitslehre Herz und Seele in Bewegung bringen.
Die Bremer Stadtkirche Unser Lieben Frauen hat die Bänke aus dem Kirchenschiff geräumt und bietet Besucherinnen und Besuchern ein ganz besonderes Vergnügen: Sozusagen am eigenen Leib können sie erfahren, wie es sich anfühlt, zusammen zu wirken, voneinander abhängig zu sein und in Balance zu bleiben.
Auf zwei vom Gewölbe herabhängenden, miteinander verbundenen Schaukeln können Mutige noch bis zum 11. November täglich von 11 bis 16 Uhr ausprobieren, wie gut es funktioniert, wenn man sich aufeinander einstellt und sich gegenseitig aufschaukelt. Das Miteinander ist entscheidend, denn macht einer nur sein Ding und will hoch hinaus, ist die andere am Boden. Hier sind Dialog und Rücksichtnahme gefragt.
Wenn das funktioniert, schwebt man frei in der Luft, ein wahrhaft himmlisches Vergnügen. Und die freie Entscheidung zum Miteinander hat ebenso Folgen wie die freie Entscheidung, das Gegenüber im wahrsten Sinne des Wortes fallen zu lassen. In der Spiegelfläche am Boden erleben Schaukler und Zuschauer ihr Bild im freien Flug, eine zeitgemäße Erinnerung daran, dass wir seit der Reformation frei sind, zu denken, zu glauben und zu leben. Das bedeutet für jeden Menschen, in Respekt vor dem Nächsten sein Leben und das Zusammenleben verantwortlich zu gestalten. Zu der schwungvollen Kunstaktion mit dem Titel "Selig schaukeln, hoffen, lieben auf eigene Gefahr" von Künstler Mario Haunhorst gibt es ein passendes abendliches Rahmenprogramm.
Die Gemeinde von Unser Lieben Frauen hat eine 1000-jährige Geschichte und die Liebfrauenkirche ist nach dem Bremer St.-Petri-Dom der älteste Kirchenbau Bremens. "Unser Lieben Frauen" ist die alte Rats- und Marktkirche Bremens und steht mitten im Herzen der Stadt direkt neben dem Rathaus. Die Kirche ist auch Heimat des gleichnamigen Knabenchors – der ältesten Kultureinrichtung der Hansestadt. Seine Wurzeln hat der renommierte Chor im 16. Jahrhundert.
Mit der Stiftung KiBa verbindet den Knabenchor eine wunderbare Zusammenarbeit: zum Pfingstfest im Juni 2022 hat der Knabenchor KiBa-Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern besucht. Vier Benefizkonzerte hat er gesungen, Chormusik aus Barock, Romantik und Moderne standen auf dem Programm. Eine weitere Tournee zusammen mit der KiBa wird es auch 2023 wieder geben – diesmal singen die Knaben in Thüringen.