„Die Freude ist sehr groß“
Turmsanierung in Spornitz ist abgeschlossen
In den 1950er Jahren hat man den Dachstuhl der Dorfkirche Spornitz im Kreis Ludwigslust-Parchim zuletzt saniert. 2006 musste eine Notsicherung das Dach stützen, nun ist es nötig, Außenhaut und Tragwerke grundlegend zu überholen. Der Turm ist jetzt fertig geworden.
Rund zwei Jahre werden die beiden Bauabschnitte („Turm“ und „Kirchenschiff“) in Spornitz zusammen brauchen – geradezu ein Klacks, wenn man sich die Geschichte des aus Feld- und Backsteinen errichteten Gotteshauses anschaut. Im 13. Jahrhundert wurde die Kirche gebaut. Der massive quadratische Turm bekam 1657 seinen spitzen kupfergedeckten Helm. Drei Glocken hängen in seinem Inneren – die älteste wurde im gleichen Jahr gegossen, in dem Martin Luther seine Thesen an das Portal der Schlosskirche zu Wittenberg schlug: 1517.
Die verbauten Balken im Turm erzählen ihre ganz eigene Geschichte, denn viele davon sind mit Jahreszahlen beschriftet, die auf Reparaturen und Ergänzungen im 18. Jahrhundert weisen. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass die ältesten Hölzer im Turm aus der Zeit um 1489 stammen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Turmhelm leicht geneigt und gedreht – was aber überhaupt kein Problem darstellt. Mit dem Abschluss der Arbeiten kann der Turmhelm von innen wieder völlig gefahrlos begangen werden. Auch die Zifferblätter der Turmuhr wurden restauriert, entrostet und stellenweise neu vergoldet.
Die Freude darüber ist sehr groß, denn mit dem Ende des ersten Bauabschnitts ist die Gemeinde bei der Erhaltung ihrer Kirche einen riesigen Schritt weitergekommen. „Unsere Kirche ist der Mittelpunkt des Ortes“, erzählt Pastor Ulrich Kaufmann. Rein geographisch mag das nicht ganz hinkommen, was aber eher daran liegt, dass die Bundesstraße 191 den Ort nach Süden etwas begrenzt. Vielmehr bildet die Kirchengemeinde den Kern der Ortschaft Spornitz im Parchimer Unterland. Etwas mehr als 1.200 Menschen Leben hier, die sich in zahlreichen Vereinen engagieren – da ist die Kirche mit ihrem Förderverein ganz selbstverständlich eingebunden.
Den Spornitzern ist ihre Kirche sehr wichtig, weiß der Pfarrer. Ehrenamtliches Engagement wird dabei ganz groß geschrieben, z.B. werden Küsterdienste reihum ehrenamtlich wahrgenommen. Regelmäßig organisiert die Gemeinde Arbeitseinsätze, kleinere Reparaturarbeiten führen die Menschen hier selbst aus. Und bei der aktuellen Sanierungsmaßnahme hat der Kirchengemeinderat Wert darauf gelegt, dass alle Arbeiten an der Kirche von Firmen aus der Region ausgeführt werden.
Eingerüsteter Turmhelm der Dorfkirche Spornitz
Arbeiten an der Turmschalung
Sichtung der zerstörten Balken am Dachtragewerk
Beschädigte Ziegelsteine im Giebelmauerwerk werden getauscht
Auch das Ziffernblatt der Turmuhr von 1911 wurde restauriert
Luftbild nach Fertigstellung Turmsanierung
Im zweiten Bauabschnitt, den die Stiftung KiBa wie den vorangegangen auch mit 15.000 Euro fördert, steht das Kirchenschiff im Mittelpunkt. Die Kirche ist bereits eingerüstet und teilweise in eine Plane gehüllt. „Es sieht so aus, als habe Christo kurz in Spornitz vorbeigeschaut“, findet die Gemeindebriefredaktion.
Die Liste der zu erledigenden Arbeiten ist nicht gerade kurz: Das Dach wird neu eingedeckt, wo es nötig ist, werden die Dachbalken erneuert. Auch der Fußboden wird neu verlegt, in Zukunft lässt sich die Kirche dann ebenerdig durch den Seiteneingang betreten. Die Verblendziegel im Mauerwerk sind insgesamt in einem guten Zustand, nur einzelne Ziegel müssen ausgewechselt werden. Bestehende Risse werden nicht verpresst, sondern sorgfältig handwerklich überarbeitet, d.h. sie werden geöffnet, gereinigt und sauber neu verfugt, punktuell werden Nadeln eingesetzt.
Im Inneren stehen die Restaurierung der Kirchendecke, Innenanstrich, Erneuerung der Elektrik und der Beleuchtung auf dem Programm. Wenn alles nach Plan verläuft, könnte zu Beginn des kommenden Jahres alles fertig werden und die Dorfkirche sich wieder von ihrer schönsten Seite zeigen.
Neben den üblichen Gottesdiensten legt die Gemeinde viel Wert auf die Kirchenmusik – und denkt dabei an ihr nächstes Sorgenkind: die Orgel leidet unter massivem Schimmelbefall und soll unbedingt als nächstes angegangen werden. „Dafür haben wir bereits mehrere Förderanträge gestellt“, berichtet Pastor Kaufmann. „Noch ist die Finanzierung aber nicht gesichert.“. Dafür wird im nächsten Jahr die Kirche bei literarischen Veranstaltungen, Kunstausstellungen und Kirchenführungen eine hervorragende Figur machen. Mit Unterstützung des Fördervereins nimmt die Gemeinde Spornitz regelmäßig an Veranstaltungen wie „KunstOffen“ und dem „Tag des offenen Denkmals“ teil. Gute Kooperationen gibt es auch mit der Kindertagesstätte, der Heimatstube und dem ortsansässigen Hotel.