St. Nicolai Magdeburg (Sachsen-Anhalt)
St. Nicolai Magdeburg (Sachsen-Anhalt)

Ein Schinkel-Bau mit bewegter Geschichte

St. Nicolai: zerstört durch Fürsten, Kaiser und Kriege, doch immer wieder aufgebaut

Zentral im Magdeburger Stadtteil Neue Neustadt steht St. Nicolai. Die heutige Kirche geht über mehrere Jahrhunderte auf die Tradition von fünf Vorgängerkirchen zurück. Ihr Namenspatron ist der Heilige Nikolaus, der Schutzpatron der Elbschiffer.

Bis ins 12. Jhd. zurück reicht hier die Kirchengeschichte. Die erste Nicolai-Kirche wurde um 1150 erbaut. Sie fiel den Streitigkeiten zwischen Otto dem IV. von Braunschweig und dem Magdeburger Erzbischof zum Opfer. Anfang des 13. Jhd. ließ Otto die Neustadt samt umliegender Gebiete verwüsten.

Während die Folgebauten eher kurze Zeit standen, blieb die fünfte Nicolaikirche nach ihrer Weihe am Palmsonntag 1654 immerhin bis 1813 stehen. Französische Truppen unter Napoleon dem I. machten die Magdeburger Vororte Neustadt und Sudenburg dem Erdboden gleich, um besseres Schussfeld auf die Festung Magdeburg zu haben (so wurde auch St. Ambrosius zerstört).

St. Nicolai Magdeburg

St. Nicolai Magdeburg

St. Nicolai Magdeburg

St. Nicolai Magdeburg

St. Nicolai Magdeburg

St. Nicolai Magdeburg

St. Nicolai Magdeburg

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St. Nicolai Magdeburg

St. Nicolai Magdeburg

St. Nicolai Magdeburg

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St. Nicolai Magdeburg

1817 schließlich bekam Karl Friedrich Schinkel den Auftrag, einen Entwurf für eine neue Kirche zu erstellen. Es sollte sein erster Kirchenbau werden – heute gilt er im allgemeinen als Vorbild für seine Normalkirche. Die Grundsteinlegung war 1821, am 10. Oktober 1824 fand die Einweihung statt. Friedrich Wilhelm hatte den Bau mit staatlichen Mitteln finanziell unterstützt. Die Kirchtürme wurden 1845 um eine Etage erhöht, 1849 wurde eine Turmuhr eingesetzt. Im zweiten Weltkrieg wurde St. Nicolai bei Luftangriffen am 29. September 1944 schwer beschädigt. Der Wiederaufbau begann bereits 1946 und war 1954 größtenteils abgeschlossen.

Ein Dreiecksgiebel überspannt den Zugang auf der Westseite, die westliche Fassade ist durch Lisenen in drei Bereiche unterteilt. Kolonnaden teilen den Innenraum in drei Schiffe mit Tonnengewölben, in den Seitenschiffen finden sich zweigeschossige Emporen. An den Seitenwänden und im Chor schließen hohe Fenster mit Rundbögen. Beim Wiederaufbau hatte man das mittlere Fenster der Apsis verschlossen – sie trägt an dieser Stelle das von Günther Johl-Stendal geschaffene Bild „Durchbrecher aller Bande“ in Sgraffitotechnik. Noch aus dem Vorgängerbau stammt das Taufbecken von 1815.

1993 stürzte das Traufgesimse an der Südseite von St. Nicolau ein. Umfangreiche Sanierungsarbeiten mussten eingeleitet werden: der Dachstuhl war morsch geworden und von Kernfäule stark betroffen. Am Ende musste er komplett erneuert, das Dach mit Schiefer neu eingedeckt und die Tonnendecke instandgesetzt werden.

Die Stiftung KiBa hat in St. Nicolai 2018 die Schwammsanierung am Kirchenschiff gefördert.