St. Walpurgis Großengottern
St. Walpurgis Großengottern

„Die im Nordwesten“

St. Walpurgis Großengottern

Im nördlichen Thüringer Becken zwischen Mühlhausen und Bad Langensalza liegt Großengottern, heute ein Ortsteil der Landgemeinde Unstrut-Hainich. Ungefähr eine halbe Stunde fährt man mit dem Auto von Gotha aus über die B247 nach Großengottern. Mehr als 2.200 Menschen leben hier zwischen „Gotternschen Ried“, den Unstrut-Auen und der Talsperre Großengottern.

Die Siedlungsgeschichte reicht weit zurück, bereits 811 soll der Ort erstmals urkundlich erwähnt worden sein. In der ersten Hälfte des 14. Jhd. erwarben Wilhelmiten, die zwischen dem 12. und dem 18. Jhd. im Heiligen Römischen Reich verbreitet waren, über den Mülverstedter Konvent ein Areal in Großengottern und betrieben hier ein Hospital. Die um 1347 errichtete Dorfkapelle St. Andreas geht vermutlich darauf zurück. Im 15. Jhd. ist das Spital ein „Leprosorium“ – eines von 39 in Thüringen –, in einem solchen „Siechenhaus“ leben Leprakranke in Isolation. Bis ins 19. Jhd. wurden die Anlage (später als Altersheim) weiter betrieben.

Im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit lag die politische Macht in Großengottern in den Händen der Herren von Seebach – sie besaßen das Schultheißenamt und damit Marktrecht und Burglehen. Bis 1815 war der Ort Bestandteil im kursächsischen Amt Langensalza und nach der Abtretung an Preußen bis 1944 zum Landkreis Langensalza in der Provinz Sachsen. 2019 haben sich die Mitglieder der Verwaltungsgemeinschaft Unstrut-Hainich – Großengottern war seit 1983 Verwaltungssitz – zur Landgemeinde Unstrut-Hainich zusammengeschlossen.

Die Kirche St. Walpurgis mit rechteckigem Schiff und dreiseitigem Chor wurde 1487 gebaut, am Westturm mit Spitzbogenportal und Vorhangbogenfenstern ist eine Inschrift mit der Jahreszahl 1494 zu sehen. Der Innenraum der Kirche ist mit einem Holztonnengewölbe abgeschlossen. Die ebenfalls hölzerne zweigeschossige Empore kam 1739 dazu. Ein neugotischer Kanzelalter mit Maßwerk und Fialen prägt das Innere. In der Jakobus-Kapelle unten im Turm ist der gleichnamige Flügelaltar aus dem 16. Jhd. aufgestellt, sein Mittelteil zeigt die geschnitzten Figuren der Heiligen Nicolaus, Jakobus und Walpurgis. Auf den Flügen sind Szenen am des Leben des Jakobus dargestellt. Die farbigen Glasmalereien im Chor sind jüngeren Datums. Sie wurden 1908 geschaffen und zeigen biblische Motive.

Weit über die Region hinaus bekannt ist die Orgel, die Tobias Heinrich Gottfried Trost 1717 mit 26 klingenden Registern auf zwei Manualen und Pedal erbaut hat – heute eines der wertvollsten Instrumente in der Thüringer Orgellandschaft. Einige Registerzüge sind über den Manualen angeordnet – eine baugeschichtliche Kuriosität. 1867 wurde das Instrument durch Blitzschlag beschädigt, eine umfangreiche Restauration erfolgte von 1940-1947. Die Originaldisposition wurde 1999 durch die Orgelwerkstatt Eule (Bautzen) wieder hergestellt.

2019 hat die Stiftung KiBa die Dachsanierung der Turmhaube mit 10.000 Euro gefördert. Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Fördervereins können Sie St. Walpurgis besuchen und sich selbst ein Bild dieser Gemeinde machen.